Diese Geschichte nimmt ihren Anfang auf einem Friseurstuhl. Sie ist denen unter euch gewidmet, die noch nicht ganz angekommen sind im Jahre 2021 n.Chr. und noch irgendwo zwischen Nikolausbärten, Christbaumkugeln und Nordmanntannen hängen.
Im Lande Salzburg gab es einst einen Friseur, dem es höchste Lust bereitete, junge Frauen anzustellen in seinem kleinen Betrieb. Sein Herz (und noch etwas anders) pochte heftig, wenn er diese Mädchen beim Haareschneiden und Frisieren beobachtete, was er ja als Chef von Berufes wegen tun musste. Das Lokal war alt, und das Inventar stammte aus den frühen 50er Jahren. Stets roch es etwas streng nach Haarfestiger. Die Jugendarbeitslosigkeit war aber gross, und die Frauen waren glücklich, überhaupt eine Anstellung gefunden zu haben. Sie mussten sich schwarz kleiden, weil Herr Edgar, wie sie ihren Vorgesetzten nennen mussten, auf dunkle Stretchhosen und enge Blusen stand. Rita, Melissa und Gaby sahen darin kein Problem, hätten sie sich doch ausserhalb des Salons genau so angezogen. Ganz anders Eliane: Ihre ausladende Figur wollte überhaupt nicht in die vorgeschriebene Uniform passen – obwohl doch gesagt wird, dass Schwarz schlank macht. „Na, Wabbelpo“, wurde sie von Herrn Edgar genüsslich provoziert – schlimmstenfalls direkt vor der meist männlichen Kundschaft. Edgars Salon hatte einen exzellenten Ruf; selbst aus der Salzburger Metropole reisten mittlerweile betuchte Geschäftsherren in die kleine neblige Enklave, um sich von “Edgars Mädchen” eine frische Rasur verpassen oder sich das Haar schneiden zu lassen. Es war Dezember, und ein eiskalter Winter pochte an die Tür, und nicht nur das: Gevatter Tod trieb seine bösen Spässe und holte in derselben Nacht Mutter Hermine, die stets so leckere Pfannkuchen buk, den Blöden Sepp, den man erst vermisste, als er nicht mehr da war, und Pater Leo.
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