Die Gruft verhält sich gattungs- und erwartungsgemäß: zugig, modrig riechend und vor allem kalt. Die Temperatur dürfte derjenigen der mitteleuropäischen natürlichen Höhlensysteme ziemlich genau entsprechen. Acht Grad Celsius kündigt das Thermometer. Eine Gänsehaut überzieht die feine Haut der jungen Frau. Doc Mark verliert sich in ausführlichen Erklärungen über Steinmetzarbeiten, Kalksteinimporte und Verwesungsprozesse. Und bedauert gerade das Fehlen von jeglichen Steinmetzzeichen als Uta neben ihm auf die Knie geht und auf verwitterte Kratzer in Hüfthöhe des Dozenten zeigt. Sie strahlt nach oben. „Na, wenn das mal keine positive Überraschung ist...“
Nur wenige Zentimeter von Doc Marks Geschlecht entfernt zeichnen schlanke Finger die unscheinbaren Kratzer nach. Die Kälte ist wie weggeblasen. Uta legt nach. „Man muß sich halt auf das Wesentliche konzentrieren.“ Doc Mark ist begeistert. Wissenschaftliche Erkenntnis in Kombination mit subtiler Sinnlichkeit am Sarkophag eines großen Kaisers in dessen Gruft. Da kann man auch schon mal ins Schwärmen geraten...
Zum Abend wird die kleine Entdeckung in der Herberge mit reichlich gutem Rotwein gefeiert. Die Grillen zirpen, Kerzen erleuchten den Garten und ein würziger Geruch liegt in der nächtlichen Luft. Ein gelungener Abend also. Doc Mark pirscht auf leisen Sohlen zum See, in der Hoffnung, seine Elfe dort aufstöbern zu können. Und die ruht nahe dem Steg im hohen Gras und beobachtet den späten Jäger auf der Suche nach seinem Wild. Uta hatte es sich schon seit geraumer Zeit auf ihrer Decke gemütlich gemacht und die Milchstraße angestaunt. Und die Milchstraße hat sicher zurückgestaunt, zu dem, was das Mädchen sonst noch so anstellte.
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