Als ich das Hotel London erreichte, trat ich durch die Drehtür in die Lobby. Ich ging zur Rezeption, ließ meinen Blick durch die Lobby schweifen – hohe Decken, ein Kronleuchter, verschnörkelte Verzierungen überall. Alles strahlte eine ruhige Eleganz aus, die mich augenblicklich entspannte. Der Mann hinter dem Tresen war mir zunächst kaum aufgefallen. Er war in Papiere vertieft, sein Kopf leicht gesenkt, sodass ich nur das dunkle Haar sehen konnte, das im Licht fast schimmerte.
„Guten Morgen“, sagte ich bestimmt, um sicherzustellen, dass er mich bemerkte und zu mir aufblickte.
Und dann tat er es.
Sein Blick traf mich und ich musste mit meiner Fassung kämpfen. Ja, seine Augen fesselten mich. Sie waren von einem tiefen Braun, warm und einladend, aber auch verführerisch. Es waren Augen, die eine unglaubliche Tiefe hatten, viel verhießen. Ja, es waren Augen, in denen ich mich gerne verloren hätte. Und solche, die ich gerne an meinem nackten Körper klebend gefühlt hätte.
‘Nein, aus!’, schalt ich mich in Gedanken. Ich war für die Stadt gekommen, nicht um mich in ein zweifelhaftes Abenteuer zu stürzen.
„Willkommen im Hotel London“, sagte er schließlich mit einem Lächeln, das mehr verschmitzt als professionell wirkte. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
‘Also da hätte ich tausend Ideen …’, galoppierte meine Fantasie wieder davon.
„Ich … ähm … ich habe ein Zimmer gebucht“, stammelte ich schließlich und biss mir innerlich auf die Zunge. Warum klang ich so unbeholfen? Hatte er etwas bemerkt?
Jedenfalls ließ er es sich nicht anmerken. Er nickte nur höflich und tippte etwas in seinen Computer.
„Zimmer 223“, sagte er dann und reichte mir einen Schlüssel samt schwerem, altmodischem Anhänger. „Ich hoffe, Sie werden Ihren Aufenthalt genießen.“
‘Ja, das wirst Du, wenn Du ihn nur an Dich ranlässt’, flüsterte mein innerer Teufel mir zu.
Während ich den Schlüssel entgegennahm und mich bedankte, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf: Er wusste genau, in welchem Zimmer ich sein würde.
Natürlich wusste er das – es war schließlich sein Job –, aber dennoch konnte ich nicht verhindern, dass mein Herz ein wenig schneller schlug. Wie dumm von mir! Wahrscheinlich sprach er jede Frau so an – mit diesem Lächeln und dieser Stimme. Es gehörte zu seinem Beruf; es bedeutete nichts.
Kurzurlaub in Budapest
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nice
schreibt diekleine