Ich schalt mich selbst für meine Naivität und wandte mich ab. Doch als ich zum Aufzug ging, spürte ich seinen Blick noch immer auf mir ruhen – oder bildete ich mir das nur ein?
Ich schlenderte durch die Straßen von Budapest, meine Schritte hallten auf dem alten Kopfsteinpflaster wider. Das Parlamentsgebäude erhob sich majestätisch vor mir. Ich ließ meinen Blick über die filigranen Verzierungen und spitzen Türme schweifen.
Meine Füße trugen mich weiter zum Burgviertel, wo ich durch verwinkelte Gassen wanderte. Der Burgpalast thronte über der Stadt, die Fischerbastei bot einen atemberaubenden Blick über die Donau. Mit all den verspielten Türmchen und Arkaden erinnerte die Bastei mich an eine Märchenkulisse.
Zwischendurch gönnte ich mir einen traditionellen Baumkuchen, dessen süßen Geschmack ich so sehr liebte, der so nach Urlaub schmeckte. Doch selbst als ich in die reiche Kultur und Kulinarik Budapests eintauchte, kehrten meine Gedanken immer wieder zu ihm zurück - dem Rezeptionisten mit den warmen braunen Augen.
Ich ertappte mich dabei, wie ich mir vorstellte, wie er mir die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigte, mir die Geschichte hinter den prächtigen Gebäuden erklärte. Wie er mit mir noch viel, viel mehr machte.
‚Ja‘, dachte ich, ‚von ihm würde ich mir gerne helfen lassen.‘ Aber natürlich nur auf eine Art, die für einen Rezeptionisten angemessen war. Ich schüttelte den Kopf über meine eigenen Fantasien und zwang mich, mich wieder auf die Schönheit der Stadt zu konzentrieren, die mich umgab.
Als ich am späten Nachmittag ins Hotel zurückkehrte, war er da - doch sein Blick streifte mich kaum. Die Enttäuschung nagte an mir, während ich den Aufzug zu meinem Zimmer nahm.
Eine entspannende Dusche und dann würde ich mir einen gemütlichen Ort fürs Abendessen suchen, so war der Plan. Doch die Dusche machte mir einen Strich durch diesen. Als ich den Hahn aufdrehte, geschah nichts. Kein Wasser. Ich seufzte, wappnete mich innerlich und griff zum Telefon.
Minuten später klopfte es an der Tür. Er stand dort, ein Werkzeugkasten in der Hand, sein Lächeln warm und einladend.
Kurzurlaub in Budapest
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Kurzurlaub in Budapest
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nice
schreibt diekleine