Jedenfalls hat die Dame ein Glas Rose ´wein am Start und deswegen sehe ich mich dazu verführt, mir auch eins zu holen. Klingt logisch, oder?
Am Tresen erwartet mich derselbe junge Mann, der eigentlich immer da ist. Nennen wir ihn Hu, weil er asiatischer Abstammung zu sein scheint. Hu ist, seiner Optik nach zu urteilen, ungefähr Fünfundzwanzig. Vielleicht ist er auch schon dreißig. Erwähnte ich schon, dass ich beinahe zehn Jahre älter bin?
„Sie waren aber lange nicht da“, spricht er mich einfach an.
Logisch, ich wohne ja hier im Kiez.
„Stimmt, hatte viel zu tun.“
Stimmt nicht, aber besser, ich oute mich nicht als der Edelpenner, der ich eigentlich bin. Seit Jahren schon. Viel zu peinlich. So was wäre selbst beim Ficken ein No Go. Und frau weiß schließlich nie, wann und wo einer ein erigierter Penis in den Schoß fällt. Buchstäblich.
„Sie wohnen aber noch hier im Kiez, oder?“
Klar Sweetie, denke ich, bei den galoppierend steigenden Mieten hier im Kiez kann ich mir wohl kaum eine neue Bleibe leisten. Es sei denn, ich gewönne im Lotto oder meine kleinen Geschichten verkauften sich besser. Vielleicht könnten Sie, geschätzte Leser, ei wenig zur Verbesserung meiner Lebenssituation beitragen, indem sie alle meine Bücher kaufen.
Das alles denke ich, sage aber nichts. Stattdessen sage ich: „Sicher.“
Hu gießt den Rose´wein ein.
„Ist kalt geworden.“
„Hmm.“
„Herbst halt. Da kann man nichts machen.“
„Ist doch schön“, meint mein schöner Chinese. Da kann man kuscheln.“
Hat der gerade „Kuscheln“ gesagt? Fragend sehe ich ihn an.
„Na, kuscheln!“, bekräftigt er. Dazu umarmt er sich selbst und wiegt seinen Oberkörper versonnen hin und her. Er scheint akut unterkuschelt zu sein. Das trifft sich gut, denn ich bin chronisch untervögelt. Und kuscheln und vögeln, das gehört definitiv zusammen. Das sage ich natürlich nicht. Ich nehme meinen Wein und gehe mit ihm zu meinem Laptop, wo ich diese kleine Episode in die Tasten hacke.
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