la nouvelle vague

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non.nemo.ridet

es war dunkel draußen, genau wie vorher, als er neugierig die klinke gedrückt und sie hier gefunden hatte. doch schon im nächsten augenblick flammte die beleuchtung auf, sie wusste scheinbar genau, wo die lichtschalter versteckt waren.

„mein herr“, raunte sie ihm zu, „das war sehr schön, vielen dank, vielleicht auf bald“ – und war zur tür hinaus. und war verschwunden.

nachdem er wieder halbwegs bei sinnen war, fiel ihm ein, dass er seine jacke im vorführraum vergessen hatte. und obwohl ihm der gedanke, sich ein weiteres mal dort hinein schmuggeln zu müssen, alles andere als gefiel, half es doch nichts und musste sein.
inständig hoffte er, dass das mädchen an der kasse nicht schon wieder auf ihn aufmerksam werden würde, während er vorsichtig die treppe zum foyer hinauf schlich. sicher hielt sie ihn ohnehin bereits für verrückt, weil es ganz bestimmt nicht oft vor kam, dass ein gast seinen kinoabend vornehmlich im eingangsbereich und auf den toiletten verbrachte.
doch seine bedenken waren unnötig. er fiel der kassiererin nicht auf, wahrscheinlich hätte sie ihn nicht einmal bemerkt, wenn er völlig nackt an ihr vorbei spaziert wäre, denn sie war in ein gespräch vertieft. in ein sehr intensives gespräch, wie es schien. mit ihr, mit seiner geheimnisvollen schönen unterhielt sie sich, blickte hochkonzentriert dabei und gestikulierte ausladend.
sollte seine neue freundin tatsächlich öfter hier anzutreffen sein? war sie womöglich gar ein stammgast? er würde das mädchen fragen, nachdem er die jacke geholt hatte. er musste wissen, wie seine chancen standen, diese frau wiederzusehen. zu gut, zu spannend war gewesen, was sich in den letzten minuten abgespielt hatte zwischen ihnen, als das er dies abenteuer so einfach als ein einmaliges abhaken wollte.

als er den vorführraum mit der jacke in seiner hand ein letztes mal verließ an jenem abend, war das mädchen an der kasse bereits wieder alleine, telefonierte jetzt. und weil er zwar gast und damit könig, jedoch auch ein höflicher mensch war, beschloss er, sie nicht zu unterbrechen. sicherlich würde es ohnehin nicht lange dauern, sicherlich würde sie gleich zeit haben für ihn. während er also in ihrer nähe wartete, kam er nicht umhin, zu hören, was sie sagte:

„keine ahnung weshalb, aber die chefin spinnt heute wieder mal“, verriet das mädchen eben einer oder einem vertrauten am anderen ende der leitung. „vielleicht hat sie ihre tage oder sonst irgendeinen stress. das ist mir aber auch völlig egal. ich bin keine sklavin, weißt du, ich arbeite hier aus freien stücken und deshalb muss sie mich nicht so geringschätzig behandeln. stell dir vor, da verlangt sie zuerst von mir, ziemlich unfreundlich und auch noch per sms, die tür zum kleinen keller aufzuschließen, sobald das foyer sich geleert und der film begonnen hat. per sms, verstehst du? obwohl sie selbst hier und keine fünf meter von mir entfernt ist währenddessen. was bitte soll das denn? kann diese kuh nicht einfach rüberkommen und mit mir sprechen, so wie das normale leute auch tun, anstatt eine nachricht in ihr telefon zu tippen?“
nun war sie für einige momente still, hörte zu, fuhr dann jedoch fort: „und gerade eben kommt sie doch noch her, extrem freundlich jetzt, bedankt sich für meine tolle arbeit hier und überhaupt für mein engagement – und bittet mich tatsächlich, den keller wieder zu verriegeln. hallo? wer bin ich denn? kann sie sich ihre türen bitteschön nicht selbst öffnen und versperren? reine schikane war das, wenn du mich fragst. schließlich hat sie doch auch zugang zu allen räumen! gott, ich sag´ dir, wenn das so weitergeht, suche ich mir einen neuen job.“

er grinste, hatte erfahren, was es zu erfahren gab und machte sich auf in richtung ausgang, als sie ihm hinterherrief: „pardon, hatten sie noch eine frage? kann ich was für sie tun? ist womöglich das toilettenpapier alle?“

„nein, danke“, entgegnete er, ohne sich nochmals zu ihr umzudrehen. „alles gut!“

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