„Ernsthaft jetzt? Liebe? Ich dachte, als Domina verachtest du die Männer! Ich meine, wegen all der Demütigungen und Schmerzen und Verletzungen und so.“
„Man merkt, dass du keine Ahnung von SM hast“, entgegnet Sonya, und es klingt fast ein wenig mitleidig. Einen Augenblick lang schimmert die freundliche junge Frau aus dem Vorgespräch hindurch.
„Hier geschieht nichts ohne Konsens. Ich gebe meinen Kunden das, was sie sich wünschen, was sie glücklich macht. Am Ende ist es so, dass sie bestimmen, wie weit wir gehen, auch wenn sie mir vermeintlich die volle Kontrolle geben. Sie können jederzeit aussteigen, sie können die Intensität der Erfahrung runterdrehen oder hochschrauben, je nach Bedarf. Ich lese ihre Körpersprache, jedes noch so kleine Signal, das sie mir senden. In Wahrheit sind sie die Chefs im Ring und bestimmen, was mit ihnen geschehen soll. Und bei mir sind sie jederzeit vollkommen sicher. Auch wenn es, von außen gesehen, komplett anders erscheinen mag.“
„Das ist ja spannend, ich hätte gedacht...“
„Und außerdem“, fällt sie mir ins Wort, „richtig harte Verletzungen gehen gar nicht. Ich hätte sofort Klagen am Hals, wenn ich meinen Kunden ernsthaften Schaden zufügen würde.“ Während sie redet, verwandelt sich Anabel wieder in die strenge Herrin und schaut mich so kühl und kontrolliert an wie zu Beginn des Interviews.
„Aber was ist mit Nadeln, heißem Wachs, Zigaretten, die auf der Haut ausgedrückt werden, Tritten in die Hoden, solche Sachen?“
Sonya lächelt genüsslich.
„Natürlich gibt es sehr harte Praktiken. Aber die sind genauso gewünscht und bis ins kleinste Detail abgesprochen. Ich mache übrigens nix mit Nadeln. Nicht, weil ich mich davor fürchte, sondern weil ich keinen Markt dafür habe und mir der Aufwand zu groß ist. Man muss schon wissen, was man tut, extrem darauf achten, dass immer alles steril ist, nach der Session nach den Kunden schauen, ob alles OK ist. Das ist mir schlicht zu anstrengend.“
Ich trinke einen Schluck von dem Wasser, das mir die Lady zu Beginn unseres Interviews eingeschenkt hatte. Mangels Tischs muss ich das Glas neben mir auf den Boden stellen.
Lady Sonya – Interview mit einer Domina
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