Lady Sonya – Interview mit einer Domina

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Lady Sonya – Interview mit einer Domina

Lady Sonya – Interview mit einer Domina

Alina Soleil

„So, ich wäre dann so weit. Ich würde jetzt den Aufnahmeknopf drücken und mit unserem Interview beginnen. OK?“
„OK.“
„Du kannst jederzeit pausieren oder aufhören. Wenn du auf eine Frage nicht antworten willst, ist das vollkommen in Ordnung. Solltest du deine Antworten nochmal ändern oder dich verbessern wollen, auch kein Problem. Ich werde dir ohnehin unser Interview vor der Freigabe nochmal zuschicken.“
„Alles klar.“
Lady Sonya, meine Interviewpartnerin, nickt. Sie sitzt auf einem großen Sessel mit dickem, schwarzem Samtpolster und reich verzierten, geschnitzte Armlehnen aus schwarzem Holz. Interessanterweise bot sie mir nur einen kleinen, ziemlich unbequemen Hocker an. Lady Sonya heißt in ihrem echten Leben Anabel (der Nachname wird hier nicht verraten). Lady Sonya ist nur ihr Arbeitsname. Denn Anabel – also Lady Sonya – ist eine Domina. Den herablassenden Blick, mit dem sie mir bis hierhin zugehört hat, verbuche ich unter Berufskrankheit. Denn tatsächlich war sie im Vorgespräch am Telefon sehr herzlich. Sie lachte viel und kam total sympathisch rüber.

Für das Interview habe ich sie gebeten, in Berufskleidung zu erscheinen. Außerdem wollte ich, dass wir uns in ihrem Atelier (eigentlich heißt es ja Dungeon) treffen, damit mein Artikel so authentisch wie möglich wird. Ich brauche bei meinen Recherchen diesen Impuls, möchte sämtliche Vibes erfassen können, um anschließend in meinen Reportagen den richtigen Ton zu treffen.

Als ich vor ein paar Minuten Lady Sonyas Dungeon betrat, da fühlte ich mich wie ein pubertierender Junge, der zum ersten Mal auf einer Pornoseite im Internet gelandet ist. Hinter der unscheinbaren Tür einer Kellerwohnung eines unscheinbaren Mehrfamilienhauses in einer unscheinbaren Straße irgendwo in Berlin Charlottenburg verbirgt sich eine mir völlig fremde Welt. Hier riecht es nach Leder und Latex und auch ein wenig nach Schweiß. Oder ist das der Duft von Lust, oder gar Angst? Wie auch immer: ich bin von all diesen Eindrücken, die mit geballter Wucht auf mich einwirken, gleichermaßen fasziniert und erschrocken. Oder sollte ich sagen: erregt?

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