Laila

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Laila

Laila

Jürgen Lill

Ich gebe es ja zu: Meine letzte Reise war eine einzige Flucht. Ich floh vor diesem geplanten All-Inclusive-Urlaub und aus dieser All-Inclusive-Beziehung, die mir schon so lange nichts mehr zu bieten hatte. Also buchte ich den Flug nach Marokko, packte meinen Rucksack und verdrückte mich heimlich, still und leise.
Endlich war ich frei. Bewaffnet mit meiner Kamera wanderte ich von Agadir aus erst einmal drei Tage lang an der Küste entlang nach Süden. Dann wandte ich mich ins Landesinnere. Das Land hatte hier durchaus schon Wüstencharakter, obwohl der Antiatlas noch zwischen mir und der Sahara lag. Es war das reinste Paradies für einen begeisterten Fotografen. Und als ich nach etwa eineinhalb Wochen diese oasenartige Wasserstelle erreichte, die aus einem der vielen kleinen noch wasserführenden Flussläufe aus den Bergen gespeist wurde, wurde es erst richtig abenteuerlich. Ich erreichte den Platz erst spät am Abend, als die Dämmerung bereits hereingebrochen war, und schlief in einiger Entfernung vom Wasser, da man nie sicher sein konnte, wer oder was sich während der Nachtstunden alles von Selbigem anlocken ließ.
Als ich mich am nächsten Morgen zur Wasserstelle begab, um mich frisch zu machen und mir Wasser für meinen Kaffee zu holen, hörte ich, noch bevor ich durch die Palmen und Büsche trat, ein leises Plätschern. Vorsichtig schlich ich weiter. Und als ich lautlos die letzten Zweige zur Seite schob, wurde ich durch den sich mir bietenden Anblick sehr angenehm überrascht. Dort, an der Wasserstelle, trank nicht der erwartete Löwe oder Schakal, sondern es badete ein junges, dunkelhäutiges Beduinenmädchen nackt im klaren Wasser. Gebannt schaute ich ihr eine Weile zu. Da aber die Entfernung noch zu groß war, um alle Einzelheiten erkennen zu können, schlich ich wieder zurück, um meine Kamera zu holen, auf der ich ein gutes Teleobjektiv hatte. Vorsichtig, wie ein Großwildjäger gegen den Wind, pirschte ich mich wieder an die Wasserstelle an.

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