Lanzarote

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Lanzarote

Lanzarote

Daryan Altero

In unzähligen Facetten brach sich das Licht auf dem tiefblauen Wasser der Bucht. Ich musste blinzeln, wegen der Helligkeit, vor Schönheit. Steil fielen die Klippen der Berge ins Meer, so steil, dass nur vereinzelt Sträucher es schafften, sich in den rostroten Felsen zu krallen. In ihrer Kargheit erinnerten sie an den Mars, zumindest daran, wie ich mir den Planeten vorstellte. Und gerade hier sollte sich das Leben nur so tummeln?
Mit einem rasselnden Geräusch erstarb der Motor des Bootes. Ich sah zu Miguel, dem Tourguide. Ein Spanier, wie man sich ihn vorstellte. Oder sollte ich lieber Kanare sagen?
Er zog sein Shirt aus, öffnete eine der Bänke und holte das Schnorchelequipment heraus. Er war drahtig, gleichzeitig muskulös. Kein Fitnessstudiogänger – vielleicht Schwimmer?
"Okay Guys, there‘is not much to say. Stay close to the boat and don‘t touch anything", spulte Miguel einen vermutlichen Standardsatz herunter. Sein Englisch war gut, sein Akzent um so stärker.
Er teilte das Equipment aus – an ein Pärchen, dann an mich. Dass die Tour so überhaupt stattgefunden hatte, überraschte mich. Und ich war froh, dass überhaupt wer anders mit auf dem Boot war. Mit Miguel alleine… Ich weiß nicht, ob ich das gut gefunden hätte – mein Freund sowieso nicht.
Ich warf einen Blick raus aus der Bucht, hinaus auf den offenen Ozean. Irgendwo dort draußen war Tim. Irgendwo dort draußen war er am tauchen und hoffte, dass mich der Schnorchelausflug für seine Leidenschaft begeistern würde: Für das Meer.
"Lisa? This is for you." Miguel hielt mir Flossen, Maske und Schnorchel hin.
Ich nahm die Sachen entgegen und legte sie zur Seite. Erst einmal diesen furchtbar engen Neoprenanzug zubekommen. Ich griff an meinen Rücken, ich verrenkte mich, doch der Reißverschluss wollte sich einfach nicht hochziehen lassen.
"May I help you?"
Noch ehe ich reagieren konnte, stand Miguel hinter mir und griff in meinen Anzug. Er löste ein Stück verhakten Stoff und glitt dabei über meine Haut. Eine Spur zu langsam. War es Zufall? Ein Anflug von Gänsehaut ging über meine Arme. Ein angenehmer Anflug von Gänsehaut… Miguels Hand war verschwunden, bevor man die Berührung als unangebracht hätte bezeichnen können. Doch ein Blick in seine südländischen Augen reichte, um das versteckte Funkeln in ihnen zu erkennen.
Ich sollte Tim erwähnen, beiläufig, nur zur Sicherheit.
"Ready?", fragte Miguel und schenkte mir ein hinreißendes Lächeln. Seine Zähne, neben der gebräunten Haut so weiß wie der Gipfel des El Teide…
"Ready", flüsterte ich wie benommen.
Dann nach einem kurze Zögern und um mich nicht vollkommen zu blamieren, sprang ich dem Paar hinterher ins Wasser.
Unerwartete Kälte empfing mich. Japsend kam ich an die Oberfläche. Verflucht, das war wirklich nicht das Mittelmeer.
"Hey", hörte ich Miguel über mir rufen. "Not too far."
Doch das Pärchen schien nicht auf ihn zu hören. Sie paddelten auf eine einsame Felsnadel zu, die auf der anderen Seite der Bucht lag.
Miguel schüttelte den Kopf. "Since it‘s on google, everyone tries to get to this diving spot… Not my fault, if something happens."
Dann sprang auch er ins Wasser und kam neben mir hoch. "Come I‘ll show you a nice spot."
Wie selbstverständlich nahm er mich an die Hand und paddelte los. Und ich war froh, um die Berührung, denn unter uns lag eine bodenlose Tiefe, ein unendlichen Blau. Doch in mir regte sich auch das schlechte Gewissen: 'Du hast Tim immer noch nicht erwähnt, stattdessen hältst du Händchen mit ihm.'
Plötzlich schälten sich monströse Felsen aus der blauen Wüste, die bis knapp unter die Wasseroberfläche reichten. Unzählige Schatten tanzten um sie herum und ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass es sich um Fische handelte.
Das Gestein war durchlöchert wie ein Schweizer Käse und Miguel zog mich genau darauf zu. Uns trennte vielleicht noch eine Armlänge von dem Fels, da bemerkte ich eine Bewegung in einem der Löcher. Im nächsten Moment stierte mich ein seelenloses paar Augen an. Ein Faustgroßer Kopf streckte sich mir entgegen. Der Kopf einer riesigen Schlange mit gähnendem Maul voll messerscharfer Zähne.
Ich schrie in den Schnorchel, ruckte zurück, versuchte mich zu drehen. Panisch strampelte ich mit den Füßen. Nur noch ein Gedanke hielt sich über der flutartig in mich strömenden Furcht: 'Weg hier!'
Ich riss mich von Miguel los und schwamm so schnell wie ich nur konnte zurück zum Boot. Ich fühlte mich gejagt, schluckte mehr als einmal Wasser, stieß mich an der rettenden Leiter – und sank mit überschlagendem Herzen auf den Boden.
Nur langsam ebbte die Angst ab. Dafür, kam die Scham. Eine Muräne und ich brach wie ein kleines Mädchen in Panik aus? Wenn ich Tim das erzählen würde…
"All good?", Miguel kam die Leiter hoch und warf seine Taucherbrille beiseite.
Ich vergaß mein Scham, als ich die ernsthafte Besorgnis in seinem Gesicht sah. Tim hätte mindestens den Anflug von Belustigung gezeigt. Vielleicht hätte er mich sogar ausgelacht… Ein jäher Anflug von Zuneigung für Miguel überkam mich.
"Do you want to give it a second chance?"
Ich schaute noch einmal über die niedrige Bordwand, doch verspürte dabei so gar keine Lust mehr darauf, auch nur einen Zeh zurück ins Wasser zu strecken.
"If you won‘t, it‘s fine. We can stay on the boat", erriet Miguel meine Gedanken.
Ich nickte dankbar und begann mich aus dem Anzug zu schälen, in den ich mich gefühlt gerade erst hinein gezwängt hatte.
"May I help you again?"
Ich hätte nein sagen müssen. Ich tat es nicht. Stattdessen ließ ich es zu, dass Miguel den Reißverschluss an meinem Rücken aufzog, ihn bis auf meinen Steiß herabzog…
Seine Hände legten sich auf meinen Nacken, wanderten unter das Neopren und schoben den Anzug von meinen Schultern.
Hatte ich nicht Tim erwähnen wollen?
In der Ferne sah ich zwei rote Punkte, die Schnorchelspitzen des Paares. Was würde geschehen, wenn sie nicht bald zurückkehrten?
Ein Kribbeln entstand in meinem Bauch. Und es wanderte in meinen Unterleib, als Miguels Finger über meine beiden Schlüsselbeine strichen. Er war jetzt so nah, ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Es fühlte sich so falsch an, es fühlte sich so gut an.
Eine Welle brachte das Boot zum Schaukeln. Ich verlor das Gleichgewicht, fiel nach vorne auf die Sitzbank. Doch nicht ohne, dass sich Miguels Finger im Träger meines Bikinis verhedderten.
Die Schleife an meinem Rücken löste sich, das Oberteil fiel. Wir starrten uns an. Dann griff Miguel hinter sich. Ich hörte das Sirren seines Reißverschlusses. Nicht ohne einmal die Blick von mir abzuwenden, mühte er sich aus dem Anzug.
Mein bebender Atem übertrug sich auf meine Brüste und als Miguel dies sah, legte sich ein Schleier über seine Augen.
Fuck, was tat ich hier? Ich musste es stoppen!
"Ich habe einen Freund", stammelte ich.
"Okay", erwiderte Miguel und kam näher. "But… Even if would like to… I couldn‘t stop. You are… Overwhelming."
Die Wellen klatschten leise gegen die Bordwand. Nur noch Zentimeter. Haut die meine vor nasser Kälte aufgerichteten Nippel berührte.
'Nein!', schrie eine Stimme in meinem Kopf.
Sie wurde leiser, wurde fortgespült von einem Strom der Erregung der durch meine Nippel in meinen Körper fuhr.
Miguel hielt mich gefangen mit seinem Blick. Ich fühlte seine Hand über mein Gesicht streichen, die Bedenken wegstreichen. Dann sah ich nur noch das Rot seiner salzverkrusteten Lippen… Er schmeckte nach Urlaub, nach Abenteuer, nach Aufregung und ich wusste, ich war ihm ausgeliefert, solange unsere Lippen sich berührten.
Miguel drückte mich auf die Sitzbank, seine Hände zerrten an meinem Anzug, zogen ihn übe meine Hüfte, über meinen Po. Dann löste er den Kuss, um ihn über meine Beine zu ziehen – meine letzte Chance.
Der Anzug rutschte über meinen rechten Fuß, dann über meinen linken. Deutlich sah ich sein Glied, wie es sich hart gegen den Stoff des engen Badeslips abzeichnete. Flüchtig sah ich mich um, wo war das Paar?
Hände, die meine Beine auseinander schoben. Zwei herrenlose Glieder, die doch eigentlich Widerstand leisten sollten. Flammen, dort, wo Miguel mich berührte. Ein plötzliches Verlangen, ihn zu spüren, ihn in mir zu spüren. Jetzt, hier, auf diesem Boot…
Fassungslos wurde ich zur Beobachterin meiner selbst. Dieser mir fremden Frau, die ihrem Tourguide verfiel… Die sich ihm hin gab… Hände auf mir, auf meinem Körper, auf meinen nackten Brüsten… Mit jeder Millisekunde, die verstrich, wurde Miguel fordernder, verlor bald das letzte bisschen Zurückhaltung, schob sich auf Knien zwischen meine Beine, griff nach meinen Brüsten – es tut mir leid Tim.
Dann küsste mich Miguel zum zweiten Mal. Seine Zunge drang zwischen meine Lippen und ich vergaß, dass ich gerade dabei war, meinen Freund zu betrügen. Ich vergaß das Pärchen, das uns hier erwischen könnte. Ich vergaß die Welt.
Rücklings drückte mich Miguel auf die Sitzbank und ich seufzte als er über mich kam, als er die Schleifen meines Bikiniunterteils löste. Der Stoff fiel und hinterließ ein leichtes Kitzeln auf meiner Scham, ehe das Gefühl ausgelöscht von etwas Stärkerem ausgelöscht wurde: Von fremder Haut. Von einem Pochen an meinem Innenschenkel. Druck auf meinem Schambein… An meinen Lippen. Es ging so schnell – es ging nicht schnell genug.
Ich drängte mich Miguel entgegen. Ein Gefühl von Dehnung. Ein Keuchen an meinem Ohr – er drang in mich. Und während er tiefer und tiefer in mich vorstieß, wurde aus seinem Keuchen ein Stöhnen. Schauer fuhren durch meinen Körper wie die Böen eines Sturmes. Fuck! Es gab nichts besseres als einen stöhnenden Mann.
Miguel verharrte kurz. Dann stieß er zu und ich spürte seine gesamte Länge in mich gleiten. Noch mehr Schauer. Ein langgezogenes "Aaah" entwich meinen Lippen – kaum, dass Miguel sie frei gab. Er biss in meinen Hals und begann mich im Takt des schaukelnden Bootes zu stoßen: Zu dem Klatschen der Wellen gesellte sich das Klatschen unserer nackten Körper.
Meine Wahrnehmung schmolz auf das schaukelnde Blau des Himmels zusammen, auf das Stöhnen des fremden Spaniers über mir und auf seinen harten Schwanz – in mir.
Würde er in mir kommen? Bei dem Gedanken fuhr ein Zittern durch meine Beine, bis in meinen längst rhythmisch krampfenden Unterleib. Es war so unglaublich falsch, es… Oh Gott…"
"I gonna cum", hauchte Miguel gequält in meine rauschenden Ohren.
Ich krallte mich in seinen Rücken, grub meine Nägel tief in seine Haut. Der Himmel, das Boot, alles drehte sich, verschwamm - während sich das Sperma meines Tourguides in mir verteilte…
Miguel küsste meine Stirn, dann stand er auf und zog sich seine Badehose an. Der Zauber brach. Nach einem kurzen Blick auf seine Uhr, schaute er zu der einsamen Felsnadel und mit ausschweifenden Bewegungen zu winken. Das Ende des Ausflugs…
Ich sah an mir herab, sah den weißen Fleck, der sich unter meinen aufklaffenden Schamlippen bildete… Was hatte ich getan?

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Wow

schreibt grauhaariger

Stark formulierter Text!

Gedichte auf den Leib geschrieben