Es war ein schlichtes, solides Holzboot, an einem Haselstrauch vertäut. Laras Dorf lag an einem See, der im Sommer zum Baden und im Winter zum Schlittschuhlaufen einlud – was sich Lara und ihre Schwestern keinesfalls leisten konnten. Und da hatte Lara diese Idee. Sie ahnte, wie sehr die Männer ihren Körper begehrten, und Lara war ihrerseits neugierig, was Männer denn so zu bieten hatten. Sie hatte schon viele Zoten vernommen, an den Dorffesten, und sie hatte immer mit leichtem Schaudern beobachtet, wie sie zugriffen, die Männer in der Dorfkaschemme, wenn Doris, die Schankmagd, die Bierhumpen vor sie hinstellte. Kein Zentimeter ihres drallen Körpers, der nicht von der einen oder anderen schamlosen Männerhand befummelt wurde.
Doris' Knöchel, ihre Unter- und Oberschenkel. Doris' Hüften, ihr Arsch selbstverständlich, Doris' Bauch und ihre gewaltigen Brüste mussten Berührungen aller Art erdulden, von zärtlich bis deftig und heftig. Doris war im Dorf das Lustobjekt schlechthin, und die junge Frau hätte viel dafür gegeben, anderweitig eine Beschäftigung zu finden. Andererseits flossen spätabends reichlich die Trinkgelder, um den Preis von Doris' Körper und ihrem Stolz, aber sie fügte sich, wie viele Frauen zu jener Zeit, ihrem Schicksal.
Nun hatte Lara dieses Bauchgefühl. Das Gefühl, dass Männer doch bestimmt noch anders sein konnten als grob und zudringlich. In grossen Menschenmengen fühlten sie sich unsichtbar, und auch auf Laras prallem Hintern war schon die eine oder andere Hand zur Ruhe gekommen. In der Dorfkaschemme stachelten sie einander an, die Dorfbewohner, prosteten sich zu und tranken sich Mut an, um sich an der wehrlosen Doris zu verlustieren. Aber Lara vermutete, dass sich tief in den männlichen Herzen auch so etwas wie Zärtlichkeit und Liebe verbarg.
Lara und das Boot
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