Lara und das Boot

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Lara und das Boot

Lara und das Boot

Anita Isiris

Der Alte verhalf Lara an jenem Abend dazu, dass sie ihren Körper besser kennenlernen konnte – und erst noch mit sechs Goldmünzen als Gegenleistung. Nach fast zwei Stunden vertäuten sie das Boot wieder an seiner ursprünglichen Stelle, und Lara eilte nach Hause. Ihre Mutter sass noch am Spinnrad und sah Lara fragend an. Diese machte eine wegwerfende Handbewegung, eilte in ihr Schlafgemach, wo ihre Schwestern bereits schliefen, löste ein Bodenbrett und versteckte die Goldmünzen darunter.

Die Zeit nahm ihren Lauf, woran sich aber Lara nie gewöhnen konnte, war der säuerliche Geruch, den ihre beiden erschöpften und abgearbeiteten Schwestern ausströmten. „Gerbereien duften nicht nach Rosen“, sagte sie jeweils entschuldigend, und Lara ereilte ein schlechtes Gewissen. Trotz Mühsal führte sie ein wesentlich besseres Leben als Kirina und Carmen, und seit dem Treffen mit dem älteren Herrn war sie noch zwölf weitere Male im Schilf gewesen, mit dem Boot, hatte Männer bedient, sich aber auch bedienen lassen. Mit der Erfahrung kam die Ruhe, da war kein aufgeregtes Fummeln mehr, Lara wusste bereits haargenau, wie man männliche Eier kraulen musste, wo ihre Zungenspitze hingehörte und wie genussvoll es war, sich von einem Mann die Fut lecken zu lassen. Lara verwendete mehr Zeit für ihre Körperpflege als früher, wenn auch mit bescheidenen Mitteln. Sie schrubbte ihren Körper am Dorfbrunnen, hinter einem Mäuerchen, immer sorgsam darauf achtend, dass neugierige männliche Zuschauer fernblieben. Die Sauberkeit gab ihr ein gutes Gefühl. Lara verfügte nicht einmal über Seife, aber der Eigengeruch ihres Körpers schien die Männer im Schilf um den Verstand zu bringen.

Eines Tages war Lara so weit. Unter dem Bodenbrett, unter dem sie die Münzen versteckte, hatte sie, noch immer ohne Wissen ihrer Familie, ein kleines Vermögen angehäuft, so, dass sie sich eines Nachmittags heimlich auf den Dorfmarkt wagte und zwei Stück Rosenseife kaufte.

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