Lara und das Boot

17 11-17 Minuten 0 Kommentare
Lara und das Boot

Lara und das Boot

Anita Isiris

Jeder ihrer beiden Schwestern legte sie ein Stück aufs schmuddelige Kopfkissen, und daneben legte sie je einen Honigstängel. Hei, war das ein Jauchzen, war das eine Freude, als die beiden Schwestern nach einem weiteren harten Tag in der Gerberei die kleinen Geschenke entdeckten. Sie stürzten zu ihrer ahnungslosen Mutter und umarmten diese wortlos.

Larissa kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie die Rosenseife und die beiden Honigstängel sah. „Von mir sind die nicht“, sagte sie verlegen, obwohl sie mehrere Jahre ihres Lebens dafür gegeben hätte, ihren Töchtern ab und zu eine kleine Freude zu bereiten. Von einem Verehrer konnten die Geschenke kaum stammen; Larissa war den ganzen Tag zuhause und tat das, was ihr bescheidener Haushalt erforderte. Auch sie war eine sehr schöne Frau, was allerdings in ihren alten, schmuddeligen Kleidern nicht zur Geltung kam. Lara hätte ihr so sehr gegönnt, dass ihr Vater noch lebte, denn jede Frau braucht doch ab und zu jemanden, der sie zärtlich in die Arme schliesst.

Diese Zärtlichkeiten durfte Lara mittlerweile im Überfluss erleben, und ihre Expertise nahm stetig zu. Sie war ein kluges Mädchen und übertrieb es nicht mit den Männern. Höchstens zwei Stück pro Woche, im Schilf, bei der Sandbank mitten im See, und sie war mittlerweile kühn genug, sich nicht einfach eine beliebige Zahl Goldmünzen auszahlen zu lassen, sondern den Preis pro Bootsfahrt auf sechs Goldmünzen festzulegen, was den einen oder anderen Liebhaber in Schnappatmung versetzte.

Dann stand er eines Tages wieder am See, der Geschäftsherr und Laras Liebhaber der ersten Stunde - in Begleitung von zwei Kollegen.
Einer dieser beiden, die ebenfalls etwa sechzig Jahre alt waren, verstellte ihr den Weg. „Heute wollen wir Dich zu Dritt“, sagte der Geschäftsherr, mit dem sie bereits Verkehr gehabt hatte, bestimmt. So bestimmt, dass er keinen Widerspruch duldete.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 5551

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben