Laserbeams of death. Das Liebesmärchen.

3 2-5 Minuten 0 Kommentare
Laserbeams of death. Das Liebesmärchen.

Laserbeams of death. Das Liebesmärchen.

HafenLiebe

Seine Augen waren riesengroß und blau. Vielleicht war es nur die Leuchtreklame des Kettenkarussells gegenüber, die sich in ihnen spiegelte. Aber die Verzweiflung in den Augen war echt und eiskalt und glitzerte. Um sie rum war alles laut, bunt. Stylo-Jungs, Bitch-Mädchen in Neonfarben, Familien auf Ausgang, Kinder, die gebrannte Mandeln fraßen. Es roch nach Imbissbuden-Köstlichkeiten, nach altem Fett und Zucker, nach muffigem Lamafell und Ponykacke. Das Kirmesmädchen drehte den Paradiesapfel auf dem Holzspieß in seinen Händen. Der Apfel war knallrot und glänzend und duftete köstlich.

„Willst du?“ fragte es den Jungen mit den verzweifelten Augen und hielt ihm den Lackapfel unter die Nase.

„Ich habe ihr mein Herz geschenkt“, sagte der Junge da und sah das Kirmesmädchen an, das erschrocken zurückwich, weil der Blick aus den Verzweiflungsaugen sich anfühlte wie Todes-Laserstrahlen.

„Ist doch schön“, murmelte es und starrte auf seine Tasche mit dem Leopardenfell, die vom Schotterboden ganz staubig war.

„Sie ist damit weggerannt!“ Seine Stimme klang empört. „Hat’s einfach gestohlen."

Das Kirmesdings musterte den Jungen und dachte sich, dass der letzte Satz schrecklich nach deutschem Schlager klänge, piefig und pathetisch und so gar nicht schön. Dabei sah er so verboten hübsch aus, mit seinem Dreitagebart und der Röhrenjeans. Seine Wimpern waren lang und pechschwarz, seine Lippen schmal und weiß, weil er immer wieder darauf rumbiss.

„Wenn du ihr das Herz doch geschenkt hast?"

„Aber sie kann doch damit nicht einfach machen, was sie will!“

„Kann sie wohl. Gehört ihr ja jetzt.“

Der Augenjunge drehte sich zum Kirmesmädchen um, das aus Angst vor den Laserstrahlen of Death zitterte und zuckte wie eine Kaninchennase, griff nach den kalten Zitterhänden, packte den klebrigen Apfel und biss rein. Dann legte er sich auf die Parkbank, auf der sie beide saßen, und seinen Kopf in den Schoß des Mädchens, das vor Entzücken nicht wusste, wie ihm geschah.

Zum ersten Mal an diesem Abend traute sich das Kirmesdings, dem Jungen in die Augen zu sehen. Keine Laserstrahlen, keine Verzweiflung. Alles leer. Es sah, wie der Junge früher an diesem Abend hinter dem Tresen des Süßigkeitenstandes Erdbeeren mit Schokoladenhüten und Zuckerwatte verkaufte. Wie er den Atem anhielt, als er die Sirene mit dem pinken Haar entdeckte. Das Kirmesmädchen spürte die Aufregung, als die Sirene ihn zum ersten Mal ansah, ihm zulächelte mit ihrem Kirschmund, hörte, wie sie ihn lockte. Schon war es um ihn geschehen. Wie er sich verlegen durchs Haar fuhr, die Gänsehaut auf seinem Hals, die Röte seiner Wangen… all das konnte sie in dem matten Schwarz seiner Augen erkennen.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 2791

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben