Die Laufmasche

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Die Laufmasche

Die Laufmasche

Anita Isiris

Je nach Landeszugehörigkeit sollen Frauen auf Komplimente unterschiedlich ansprechen. In Frankreich ist es angesagt, wenn Mann ihre Kleidung rühmt. In Holland mögen es die Frauen, wenn man ihre Ohren toll findet. Engländerinnen sind verzückt, wenn man ihnen schöne Beine attestiert. Und in der Schweiz sollen Frauen auf Männer fliegen, die deren Lippen als Mittelpunkt der Welt betrachten.

Tony aber hatte anderes im Sinn. Er war Laufmaschenfetischist. Kleider, Ohren, Beine, Lippen waren ihm schnuppe. Tony lebte in Detroit, an der Dearborne Lane, in der grauesten aller grauen Ecken dieser Welt. Längst war der Glimmer dieser Stadt erloschen, „Car City“ mochte im 20. Jahrhundert ein Label gewesen sein - „Rotten City“ passte zu den ausgehenden 10er Jahren des aktuellen Jahrtausends. So etwas wie eine Gesundheitsversorgung gab es hier nicht – geschweige denn frisches Trinkwasser oder Biosalat. Die Bevölkerung in der Dearborne Lane und den angrenzenden Strassenschluchten ernährten sich von Konservendosen, Junk Food und Bier. Viel, viel Bier.

Tony war seit über 15 Jahren arbeitslos, mittlerweile 55 Jahre alt und wohl weit entfernt von der Chance, je wieder einer geregelten Arbeit nachgehen zu können. Er war Inhaber mehrerer Strumpfgeschäfte gewesen und hatte am allerliebsten im Verkauf mitgearbeitet. Klar, denn da waren sie, die Frauen. Oft hatten sie adipöse, schneeweisse Schenkel, die Amerikanerinnen, die bei Tony's einkauften. Aber es waren gerade diese Rundungen, die Riesenhintern der Detroiterinnen, die ihn scharf machten. Rattenscharf.

Dann war Suzee gekommen. Suzee war 25 Jahre alt, arbeitete bei Ikea und trug eine fast schon obszöne Körperfülle zur Schau. Sie hatte wunderschönes, glänzendes, tiefschwarzes Haar, das sich in ihrem Rücken kringelte, und süsse, kleine Titties. Suzee hatte das klassische Problem aller Frauen hier. Oben zu schmal, unten zu breit. Oben Medium Size, unten ein XXXL, das es nicht gab. Suzee nähte sich den Grossteil ihrer Kleider selbst und verglich sich gerne mit molligen Afrikanerinnen, die sich in orangefarbene und gelbe Tücher hüllten und so attraktiv wirkten wie die leibhaftige Mittagssonne.

Suzee hatte feine, zarte Handgelenke, und wer nur diese Handgelenke wahrnahm, hätte nie vermutet, dass dieselbe Frau vom Bauch an abwärts mit ihren Füllungen und Rundungen mehrere Männer gleichzeitig bedienen konnte, wobei jeder das Gefühl hatte, er sei der Einzige, der an ihr rummachte, weil rechts und links noch so viel Arsch übrig war, dass weitere Liebhaber darin oder dahinter gar nicht erst zur Geltung kamen oder sogar ganz verschwanden.

Suzee war keine Nutte, oh nein Sie verfügte über ein kleines Privatvermögen, lebte an der Bakerloo Road in einer gepflegten kleinen Wohnung mit lindgrünen Tapeten und frisch duftender Bettwäsche, sie hatte einen Tumbler, einen Flatscreen und einen Xtra Size Delphindildo, blau, in 15 Stufen regulierbar.

Als sie Tony's betrat, erstarrte der Ladenbesitzer sogleich. Welch ein Prachtsweib! Suzee trug mal wieder einen orangefarbenen Wickelrock und eine knallrote Halskette, die ihr dunkles Haar noch besser zur Geltung brachte.

„Can I help...“ Tonys Zunge klebte am Gaumen, wenn er nur schon daran dachte, dass diese Göttin möglicherweise mehrere Paar Strümpfe anprobierte, und dies bei ihm, Tony, in diesem gottvergessenen Laden. Tony hatte alle Grössen vorrätig – und am Besten verkaufte sich XXL. „Big Miracles“, hatte er liebevoll übers Regal geschrieben, in dem die grössten Nummern lagen. Schwarz, samtglänzend, rot, matt, grün, glimmer, blau, mit silbernen Einsprengseln. Alles made in China, obwohl dort kaum Frauen mit derart grossen Hinterteilen herumliefen. Tony stellte sich den chinesischen Designer vor. Schmallippig, mit zusammengekniffenen Augen entwarf er Klamotten für amerikanische Riesinnen, zynisch, kalt, und sein Herz schlug für „tiny china girls“, totalrasiert, mit Erdbeertittchen und süssen, kleinen Muschis, in die man sich so richtig reinzwängen musste.

Suzee raffte ihren Rock, suchte noch nicht mal die Garderobe, und liess für den Bruchteil ihrer Sekunde ihr Hinterteil blitzen, um eine blaue Strumpfhose mit silbernen Einsprengseln anzuprobieren. Sie trug einen dunkelgrünen Slip. Tony sah nur diese monströsen Arschbacken, und für ihn weihnachtete es sofort – obwohl Weihnachten erst zwei Wochen später stattfand. Man schrieb den 10. Dezember 2010.

Suzee fackelte nicht lange und kaufte die smaragdgrünen, kobaltblauen und die rostroten. „Good taste“, murmelte Tony. „Good lord“, dachte er. „I have to fuck her somehow.“

Einen Tag später stand Suzee wieder an Tonys Verkaufstresen. „I have to show you something.“ „Yes, please?“, gab sich Tony amtlich, obwohl sein Herz beinahe zersprang. Suzee stellte ihr linkes Bein auf einen Stuhl. Ihr Rock fiel zurück. Da sah Tony die Laufmasche. Sie reichte bis in Suzees Schritt. „It leads to my crotch“, sagte sie lachend. „Can you give me another one? Is there any guarantee on it?“ Unter den Strümpfen war Suzee nackt. Zweifellos. Mit geweiteten Augen sah Tony schwarzes Schamhaar. Sie trug nichts drunter? Bei dieser Schweinekälte?
„I do not feel cold“, sagte sie, so, als könnte sie Tonys Gedanken lesen. „I rather feel hot. So hot.“ Sie schob die linke Hand zwischen ihre Schenkel. „See that? Like, what you see?“

Das Geilste an diesem Anblick war die Laufmasche, die sich Suzees fettem Oberschenkel entlang zog. Auch wenn die Medien täglich eine völlig andere Frauenästhetik vermittelten: Die entfesselte Urkraft der meisten Männern richtet sich an die wirklich grossen, kräftigen Frauenärsche. So Mann denn ehrlich genug ist, sich dies einzugestehen.

„Wanna fuck?“ „Oh yeah – but please... keep the stockings on. I will bingbong you in the run“. „Ich möchte Dich durch die Laufmasche vögeln.“ „Run“ heisst auf amerikanisch tatsächlich „Laufmasche“. „To fuck somebody on the run – in the run.“

Mit zitternden Händen schloss Tony die Tür ab. Komplimentierte Suzee in die Garderobe. Dorthin, wo die Spiegel waren. Oftmals hatte er sich da einen runtergeholt, zwischen den mattblauen Vorhängen, Parfumduft einer Kundin in der Nase, die das Geschäft soeben verlassen hatte, mit bunten, originellen Stockings.

Lustvoll griff Tony in Suzee's Fleisch. Fasste sie an den Hüften. Zog ihren Unterleib zu sich heran. Dann gab das eine das andere. Tony zeigte ein gewisses Geschick darin, Suzee aus ihrem Wickelrock zu schälen. Er floss an ihr herunter und wellte sich zu ihren Füssen. So stand sie vor ihm, diese Pracht von Frau, in einem dünnen BH, der nichts verbarg, und in wohlvertrauten Strümpfen.

Tony tastete nach der Laufmasche. Er fummelte sich hoch zu Suzees „Crotch“. „Let me fondle your cunt.“ Tony sah keinen Grund zu sprachlicher Differenzierung, zu einem Herantasten an die weibliche Seele. „You make me sooo horny... and I luv your run.“

Das brachte den Dampfkochtopf zum Explodieren. Während sich Europäer mit der Kleidung, den Ohren, den Beinen und den Lippen der weiblichen Bevölkerung abmühen, hatte Tony den heiligen Gral von Suzee, der gebürtigen Detroiterin gefunden. Sie mochte es, dass er ihre Laufmasche liebte. Gierig zog sie an ihrem linken Strumpf, legte so ihre Möse frei. Und Tony fickte, was das Zeug hielt. Er wusste zwar eine ganze Weile nicht, ob er wirklich in Suzee drin war, oder ob er sich in einer ihrer Fettwülste verhedderte... aber die feuchte, geile Wärme wies ihm den Weg.

Es weihnachtete für Suzee und für Tony. Es weihnachtete gar sehr, und die Kundin bekam 10 Paar Strümpfe geschenkt.

10 Paar Strümpfe = 10 potenzielle Laufmaschen.

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