Solches geschah zwar unerwartet dennoch und gelegentlich noch, aber meist irgendwann mitten in der Nacht, wenn Schlaflosigkeit sie plagte. Da war dann ihr die intime Begegnung ein letzter Anker, doch noch Erschöpfung und Müdigkeit zu erlangen, ihm aber ein deutliches zu wenig an persönlicher Wertschätzung.
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Die neckisch-schäkernde Stimmung ihrer Einladung hielt Laura nicht lange durch. Sie wusste, dass es ihm schwer auf der Seele lag, seine Frau zu hintergehen. Nur folgte aus der Nibelungentreue eben auch das bleierne Gefühl, lebendig begraben zu sein. Hier und jetzt, mit der Erregung dieser wunderschönen Begegnung im Licht der sommerlichen Nachtmittags-
sonne einer schnellen Erfüllung zuzustreben, war eine Verlockung, der wohl die meisten Ehebrecher zu erliegen pflegen. Dem würde jedoch bei einfühlsam Liebenden, wie K. es war und Laura es zumindest sein wollte, mit dem Kleinen Tod das Elend des Katers der Schuldgefühle hinsichtlich des Betrugs an der einen und der eingeschränkten Bejahung der anderen Geliebten folgen. Hier sanft Unausgesprochenem seinen Weg zu öffnen, mochte der lang ersehnten neuen Gelegenheit einer intimen Begegnung im Geheimen zwar den Zauber des Anfangs nehmen. Damit könnte aber dem hoffentlich Folgenden Wahrhaftigkeit gegönnt sein, mochte es dann auch von Melancholie begleitet sein.
Schön, dass Du mir keinen Korb gegeben hast! Eigentlich betrügst Du Deine Frau ja nicht. Wie geht es Euch so jetzt? fragte sie mit aufrichtigem Interesse, und sie bemerkte, wie seine Härte schwand und er doch dankbar war für die Gelegenheit, aufrichtig zu sein.
Von außen betrachtet, kommentierte sie seine Schilderung, könnte man sich denken: Na, die haben's eben schleifen lassen und dann ist ihnen die Leidenschaft abhanden gekommen.
Aber nachdem ich Deine Frau ziemlich gut und Dich auch ein wenig, ja, reg Dich nicht auf, auch ganz gut kenne, habe ich das Gefühl, ihr habt eine echt gute Beziehung.
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