Schwarz stand ihr am Besten. Sie probierte wirklich alle Arten der reizvollen Bekleidung aus und war der häufigste Nutzerin des hauseigenen Fundus. Aber nur die eleganten Klassiker brachten ihren Charakter trefflich zur Geltung. Alles andere war meist nur eine neckische Verzierung, mit der sie spielte, auch zu gefallen wusste, den von ihr Gebannten aber letztlich nur in die Irre führte. Das erfreute sie manchmal, und manchmal auch nicht. So konnte es geschehen, dass sie sich unvermittelt melancholisch zurückzog und sich wieder ihren beruflichen Aufgaben an der Rezeption, im Büro und im Service widmete. Aber gerade diese feinfühlige Spontaneität machte sie zum Star vieler Nächte.
Als Schönheit mit großen, mandelförmigen Augen, dunklem Teint und glatten, langen, schwarzen Haaren vermuteten die meisten ihre Herkunft irgendwo in tropischen Gefilden, oder zumindest in Übersee, doch diese Gegenden kannte sie nur aus dem Urlaub. Tatsächlich war sie ein Kind der vorgeblichen Weltstadt mit Herz bereits in zweiter Generation. Im Hotel- und Gaststättenbereich tätig, hatte sie viele Bekanntschaften und viele Verehrer sowieso.
Das alles war für sie nicht so einfach. Ihre exotische Attraktivität verleitete vielfach zu falschen Ermutigungen. Sie musste um Achtung kämpfen, denn den einen war sie auch in Liebesdingen vermeintlich ein dienstbarer Geist und anderen nur ein Schmuckstück, eine Rose im Knopfloch, die sie sich eben leisteten.
Dem hätte sie entgehen können, wenn sie sich nach der Idylle einer einfachen, beschaulichen Liebesziehung wie derjenigen ihrer Eltern gesehnt hätte. Dann hätte sie es sicherlich irgendwann geschafft, den richtigen, schüchternen, bodenständigen Mann für sich zu erwärmen mit ihrem gewinnenden Lächeln. Aber in ihr brodelte ein feuriges Verlangen, eine Lust an sich selbst, die Sehnsucht auf dem Vulkan zu tanzen.
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