Du solltest schon wieder am Schreibtisch sitzen und nicht deinen Popo im Spiegel bewundern. Reiß dich zusammen, Fräulein! Heute Abend kommt Tante Judith zum Essen und ich möchte ihr ungern berichten müssen, dass du nicht artig gewesen bist! Du bist doch ein braves Mädchen, oder Lea?“ Lea nickte eifrig, dass ihr Pferdeschwanz nur so wippte. Sie versprach dem Onkel, eine ganz Liebe zu sein, die sich gleich auf ihre vier Buchstaben setzen wollte. Peter verpasste ihr einen kurzen, anregenden Klaps. Lea entfuhr ein „Autsch“, bevor sie sich in Bewegung setzte.
Sie war richtig fleißig an diesem heißen Spätsommertag. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als Onkel Peter ein Nickerchen machte. Er legte sich dazu auf die Wohnzimmercouch, während Lea an ihrem Schreibtisch schmachtete. Oh, wie schön wäre es, wenn sie jetzt ein Eis schlecken könnte! Lea hatte gesehen, wie der Onkel das Tiefkühlfach aufgefüllt hatte. Sie wusste aber auch, dass es das Zitroneneis nur zu bestimmten Gelegenheiten gab. Zum Beispiel nach getaner Arbeit, oder als Nachtisch zum Abendessen. Da es erst kurz nach 14 Uhr war und beide Gelegenheiten in weiter Ferne lagen, wurde Lea ganz ungeduldig. Sie wollte jetzt ein Eis essen und nicht warten, bis es der Onkel erlaubte. Lea schlich sich die Treppe hinunter, was ganz gut klappte. Ihre nackten Füße huschten fast unhörbar über die Holzstufen, deren leises Quietschen den Onkel nicht aufwecken sollte. Die in Ermangelung eines Höschens “Hemdchenmatz“ genannte Schlingelin spähte ins Wohnzimmer, wo sich Peters Brust gleichmäßig hob und senkte. Lea flitzte in die Küche, wo sie sich gleich am Kühlschrank zu schaffen machte. Dem süßen Zuckermäulchen dürstete es nach der Eiscreme, die sie sich nun einverleiben wollte. Lea nahm sich ein Zitroneneis aus dem Tiefkühlfach.
Das eisschleckende Mädchen ahnte nicht, dass es beobachtet wurde. Tante Judith kam etwas früher vorbei, als sie eigentlich geplant hatte.
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