Lebenslänglich

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Mar, Sascha del

Andrej wusste, dass die meisten seiner Kunden in dieser Hinsicht keinerlei Spaß verstehen.
Was ihm bei seinem Aufstieg auf der Karriereleiter sicher nicht geschadet hatte, war sein gutes Aussehen. Geboren in Warschau, war er mit 21 Jahren über Berlin nach München gekommen. Andrej war 185 cm groß, hatte einen durch unzählige und schweißtreibende Stunden in Warschauer Fitnessstudios perfekt gestählten Body. Der gesamte Rücken, der obere Brustbereich sowie die kompletten Arme waren mit den unterschiedlichsten Tätowierungen verziert. Seine blonden Haare hatte er an den Seiten auf einen Millimeter gekürzt. Er hatte ein wirklich sympathisches Lächeln und vielleicht war es genau jenes Lächeln, was ihn bei seinen Kunden so beliebt machte.
Angefangen hatte alles in einer dreckigen Bahnhofstoilette am Bahnhof Zoo in Berlin. Andrej war vor wenigen Monaten nach Deutschland eingewandert und verdiente sich gerade die Miete für sein Zimmer. Breitbeinig und in gebückter Haltung lehnte er über der Toilettenschüssel, während ein Freier grunzend seinen überdimensionalen Prügel in seinen Arsch bohrte. Andrej musste die Zähne ordentlich zusammenbeißen, die paar gezogenen Linien Kokain vermochten ihn nicht soweit zu betäuben, dass er diesen Hammer ohne weiteres wegstecken konnte. Manchmal, wenn das Koks richtig gut war, ertappte er sich dabei wie er es genoss, sich von irgendwelchen alten Böcken mit fetten, fleischigen Schwänzen in eklig versifften Bahnhofstoiletten durchvögeln zu lassen. Aber nur wenn der Stoff gut war. Dann war alles irgendwie geil.
Der Freier packte ihn jetzt plötzlich von hinten am Genick und begann ihn leicht zu würgen. Andrej wusste, dass die meisten Kunden darauf abfuhren. Er hasste das. Sagte aber nichts, weil er auf das Geld angewiesen war und sich keine Minderung des Gewinns leisten konnte.
Der Freier war jetzt kurz vorm Abspritzen.

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