Lebensretter

„Das könnte guttun!“ Peter, ein Mitarbeiter aus demselben Gebäude eine Etage über uns, drückte mir einen Kaffee in die Hand. Charmant und aufmerksam. Seine Stimme klang gut und wohltuend. Ich griff dankbar zu. Da war er schon wieder weg. Etwas verwirrt trank ich den Kaffee und schleppt mich zurück vor meinen Bildschirm, um an dieser vermaledeiten Excel-Liste weiter zu pfriemeln. Der Rest-Tag zog sich hin ‚ohne besondere Vorkommnisse‘.
Als ich am Morgen wieder an meinen Arbeitsplatz kam, stand da noch die Kaffee-Tasse von gestern. Weil es keine neutrale Tasse aus dem allgemeinen Fundus war, hatte sie es verdient, dass ich sie zurückbringe. Ich nahm mir das für 15.30 Uhr vor, wenn ich eh am Gehen war. Ich packte später zusammen und stieg die Stufen in die nächste Etage hoch. Ich wusste, Peter arbeitete bei „Schindler Consulting“.  Ich ging durch die Glastüre und blickte in ein modernes Großraum-Büro. Ziemlich weit hinten am Fenster sah ich Peter. Ich blieb eine Weile stehen. Als er mich entdeckte, winkten wir einander zu. Ich ging zu seinem Arbeitsplatz. Er war inzwischen aufgestanden. „Es gehört sich doch, dass ich meinem Retter sein Eigentum zurückbringe“. Klang irgendwie komisch, fast doof. Aber Besseres fiel mir im Moment nicht. Peter sagte nichts. Er nahm mir die Tasse aus der Hand. Unsere Finger berührten sich kurz. Dann schaute er mich eine gefühlte Ewigkeit einfach an. Mir wurde schon unbehaglich. „Komm, ich zeig dir unsere Dach-Terrasse“. Schon zog er mich hinter sich her noch eine Treppe nach oben und auf diese Wahnsinns-Location. Gigantisch der Blick über die Stadt. Da hatte jemand gutes Geld in einen Gartengestalter investiert. Die Fläche unter freiem Himmel war einfach ein Traum. Peter ließ kurz den Blick schweifen, dann steuerte er ein Eck an. Lounge-Möbel (vom Feinsten) umgeben von hohen Pflanzen. Man konnte den Eindruck gewinnen, hier ziemlich ungestört zu sein. Ich setzte mich auf den Drei-Sitzer, Peter erst gegenüber. Dann wechselte er neben mich.