Lebensretter

„Hat mein Kaffee also gutgetan“ „Auf jeden Fall! Wie kam ich überhaupt zu dieser Ehre?“ „Ich sehe dich schon seit Tagen, wie du da im Innenhof sitzt. Glücklich wirkst du nicht. Als ob man dir die Luft herausgelassen hätte, ein armseliger, halblebiger, schrumpeliger Luftballon“. „Das trifft’s ganz gut“ flüsterte ich – mehr zu mir selbst. „Magst du darüber reden?“ Hinterher fragte ich mich, wie ich dazu kam, einem ziemlich Fremden mein Herz auszuschütten. Aber ich tat es, ich fing einfach an und alle Dämme brachen. Mal schüttelte es mich, mal flossen Tränen, aber irgendwie fanden Wut, Bitterkeit, Trauer endlich einen Weg, abzufließen.
„Wie kann man eine Frau wie dich so behandeln?“ „Was meinst du mit ‚eine Frau wie mich‘“? „Schau dich an: Da sitzt eine attraktive Frau, ja schon etwas unglücklich, aber selbst in dieser Stimmung noch gutaussehend mit famoser Figur, einem guten Geschmack bei der Kleidungswahl, einem wunderschönen Gesicht, Augen, in die ich eintauchen will, und einem zum Küssen sinnlichen Mund“. Peter fragte und wartete gar nicht lange. Er küsste mich einfach. Das fühlte sich an wie seit Urzeiten nicht mehr. Sanft suchten seinen weichen Lippen meine. Vorsichtig, tastend ging vor. Nachdem ich mich nicht entzog, wurde er wagemutiger. Seine Zungenspitze fuhr meinen dezent geschminkten Lippen entlang. Sie klopften immer drängender an. Ich öffnete leicht. Meine Zungenspitze spürte seine. Mir fuhr es wie ein Stromschlag durch den Körper. Ich spürte pulsierendes Blut an Stellen, die ich als natürliche Resonanzpunkte auf sinnliche Reize vergessen hatte. Wir sprachen nicht. Alle Kommunikation fand zwischen unseren Zungen statt. Das war eine Knutscherei, die sich mehr und mehr am anderen entflammte. Irgendwie machten sich unsere Hände und Finger selbständig und gingen auf Entdeckungsreise über den anderen. Atemlos ließen wir nach gefühlter Ewigkeit voneinander ab. „Du küsst verdammt gut“, murmelte er. „So etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt“, antwortete ich.