Lebensretter

Drei Stunden hatten wir immer Zeit – und jedes Mal kam Neues dazu: Doggy-Style und Latex, verbundene Augen und Handschellen, Dirty-Talk, Gerte und leichtes BDSM. Ich entdeckte eine dominante Seite an mir und hatte zunehmend Lust, sie auszuleben. Peter spielte mit. Wir feierten Anal-Orgien, wilde Ritte auf ihm. Mal lagen wir gemütlich in der Wanne zeitlos mit unendlichen Zärtlichkeiten, mal wollte ich von ihm hart genommen werden. Wir ließen gefühlt keinen Ort im Haus aus: Am Spültisch oder auf dem Esstisch, auf seinem Schreibtisch-Stuhl, vor dem Riesen-Bildschirm mit heißen, stilvollen Pornos, im Garten, im Keller, im Whirlpool, unterwegs im Auto oder draußen in der Natur. Wir suchten beide nichts weiter als Sex. Und wir fanden ihn. Guten Sex.

Besagter Nachbarin fiel es als erste auf, dass ich mich veränderte. Mein Körper war wieder gestrafft und in der Kraft. Ich legte neue Aufmerksamkeit auf mein Outfit. Meine Schritte wurden kraftvoll und manchmal verführerisch. Meine Gang änderte sich und mit ihm mein Selbstbewusstsein. Ich genoss es, Blicke auf mich zu ziehen – im Büro oder auf der Straße. „Peter scheint dir gut zu tun!“ „Er hat die Frau in mir wieder ausgegraben. Er hat mich daran erinnert, welche heilige, heilende Macht in gutem Sex liegt“. „Und sonst?“ „Mehr ist nicht. Das war seine Bedingung“. „Und klappt’s bei dir damit auch?“ „Ich arbeite daran“. Wir lagen uns wieder lachend in den Armen.

Drei Jahre ging es so mit uns. Dann bewarb sich Peter im Ausland. „Du warst mein Lebensretter!“ „Ich weiß“, sagte er schmunzelnd. Ich ließ ihn ziehen. Wir sind uns nicht mehr begegnet. Peter hat mich wachgeküsst und wachgefickt. Diese Erinnerungen bleiben. Das alles machte mich wieder zur selbstbewussten Frau und stark, dem Leben entgegenzugehen – mit meinen Jungs und seit zwei Jahren mit dem ‚Richtigen‘ an meiner Seite, den ich zu heiraten mich traute.