Letzte Gelegenheit

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Letzte Gelegenheit

Letzte Gelegenheit

Paul Magallas

Ich stelle mir vor: Ich halte sie in den Armen. Das fühlt sich gut an. Ich spüre die Wärme ihres Körpers, auch durch die Kleidung hindurch. Sie schaut mich von unten herauf an. Es ist, als ob der Blick in den des anderen fällt, hinabtaucht, ineinander versinkt. Wir brauchen keine Worte. Sich so zu spüren, ist für’s Erste genug. Die Hände werden wach, fangen an, den anderen zu entdecken. Ein erster vorsichtiger Kuss, mehr gehaucht, sanft die Lippen des anderen spüren. Dann fester, leidenschaftlicher. Irgendwann öffnen sich die Lippen und die Zungen zeigen und berühren sich. Wir zünden einander an.
Ich stelle mir vor, ich wünsche mir, mich drängt es …

Doch von vorne.
Sie war Chefsekretärin in unserer Abteilung. Ungefähr mein Alter, etwas kleiner, mit toller Figur und einem Kleidungsstil, der mich immer schauen und genießen ließ: Diese Frau hat Stil und Klasse und ist ein echter Hingucker!
Vor Monaten hatten wir einmal ein Gespräch, das weit über Arbeitsabläufe und Kolleg:innentratsch hinausging. Wir öffneten uns einander, sie vor allem sprach sich aus und schlug am Ende des Gesprächs vor: ‚Darf ich Sie einmal umarmen?‘ Wie gerne ich ihrer Bitte nachkam, hatte ich doch schon lange das Gefühl, ein Bedürfnis, vielleicht auch einfach Lust, ihr körperlich näherzukommen.
Die Monate vergingen im Flug und ihr Vorruhestand erschien am Horizont. Bald würde sie ganz weg sein – und dann?

In mir setzte sich die fixe Idee fest, sie zuhause zu besuchen. Ich war in einer glücklichen Beziehung und suchte kein Abenteuer. Nach den Einblicken in ihr nicht einfaches Leben glaubte ich auch nicht, dass sie etwas mit mir anfangen wollte. Trotzdem – die Idee ließ nicht locker, kitzelte etwas in mir und irgendwann setzte ich das Vorhaben kurzerhand in die Tat um.

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