Er verließ die kühle Lobby des Hotels und trat auf die Straße. Die Luft war warm und feucht und am Himmel türmten sich dunkle Wolken mit hellgelben Lichtsäumen. Es würde bald dunkel sein und es würde bald regnen an diesem letzten Abend seiner Reise. Der Koffer war gepackt, die Hotelrechnung bezahlt. Sehr früh, noch im Morgengrauen, würde er zum Flughafen fahren und dann, ja dann würde der Urlaub zu Ende sein und der vertraut vertrackte Alltag wieder beginnen. Er hatte sich vorgenommen in diesen letzten Stunden noch einmal gut Esse zu gehen, über den belebten Boulevard zu flanieren, das letzte Bargeld auszugeben und dann früh ins Bett zu gehen.
Er ging zu dem Restaurant, an dem er schon ein paar Mal vorbeigekommen war und das einen guten Eindruck auf ihn gemacht hatte, das er aber noch nie aufgesucht hatte. Zu dieser frühen Abendstunde waren die Tische auf der Terrasse nur mäßig besetzt und er konnte sich einen Platz aussuchen. Er nahm, wie er es gerne tat, einen Tisch am äußersten Rand, bestellte einen Aperitif und studierte ausgiebig und konzentriert die Speisekarte. Nachdem der Ober die Bestellung aufgenommen hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit zunächst dem Geschehen auf der Straße zu, das ihn jedoch bald langweilte und dann den anderen Gästen. An einem Nebentisch saß eine ältere Frau mit einem jüngeren Mann, vermutlich ihrem Sohn. Sie redete pausenlos auf ihn ein, während er kaum etwas sagte und verbissen vor sich hin starrte. Etwas weiter entfernt verbreitete eine Touristengruppe pausenlos beste Laune. Ihr Lachen und die Wortfetzen in einer unbekannten Sprache drangen zu ihm und störten ihn. Er fand solche Gesellschaften höchst nervtötend. Die Personen an den anderen Tischen erschienen ihm uninteressant bis auf eine junge Frau, die, genau wie er, etwas abseits im Schatten saß. Er sah sie ein paar Mal verstohlen an und auch sie sah wie zufällig zu ihm herüber und er merkte rasch, dass dies kein Zufall war. Sie suchte den Augenkontakt mit ihm und lächelte ihn an und er lächelte schließlich zurück. So sahen sie sich eine Weile wechselseitig an, bis er, mutig geworden, per Zeichensprache fragte, ob sie noch etwas trinken wolle. Sie nickte und als er ihr dann, noch mutiger geworden, bedeutete an seinen Tisch zu kommen, kam sie dieser Aufforderung umgehend nach und setzte sich zu ihm.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.