Es ist schon dunkler geworden, und auf der Fahrt schwärmt Anita durchgehend von Boumedien. „Und, stimmt es, was man über die, na du weißt schon, über die Schwänze von Schwarzen sagt.“ Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen und schäme mich augenblicklich für meine rassistische Frage. Anita lässt die Frage unbeantwortet. Schenkt mir aber ein schiefes Grinsen von der Seite.
Als wir die Wohnung betreten, duftet es nach frischer Küche. Boumedien kommt uns entgegen, umarmt Anita und gibt ihr Wangenküsschen. Dann strahlt er mich an und ergreift meine Hand „Salut, salut. Je m'appelle Boumedien.“ Mein Französisch ist ziemlich eingerostet, aber ich bringe noch eine anständige Erwiderung zustande. Ich spüre, dass ich rot werde. Meine freche Frage spukt noch in meinem Kopf. Anita scheint meine Gedanken zu erraten.
Wir setzen uns zum Essen. Es gibt Couscous und Hähnchenkeulen in einer feinen Erdnussauce. Dazu trinken wir meinen mitgebrachten Rotwein Marke Krahvogel, meine Lieblingsbilligmarke, die ich bei einem Urlaub in Salzburg entdeckt habe. Hauptsächlich mag ich ihn aber wegen des witzigen Etiketts. Bei dieser einen Flasche bleibt es allerdings nicht. Schließlich verschwindet Boumedien auf dem WC, und Anita flüstert mir zu: „Na, habe ich dir zu viel versprochen?“ Ich nippe an meinem neuen Glas Wein und halte grinsend meinen Daumen hoch. „Und? Machst du´s?“, fragt sie immer noch flüsternd und ich zucke mit den Schultern. Der Wein entfaltet seine Wirkung, und Boumedien ist wirklich ein eindrucksvoller Mann. Ich erwische mich dabei, dass ich Anitas Vorschlag wirklich in die Tat umzusetzen will. Ist es der Alkohol oder vielleicht auch mein Gefühl nach langer Zeit mal wieder frei zu sein?
Irgendwann ist Bettzeit angesagt. Anita verschwindet zuerst im Bad, dann ist Boumedien an der Reihe. Ich sitze unruhig in der Küche, bis Anita erscheint, mir zuwinkt und mir bedeutet, leise zu sein.
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