Liebe und Regen in Havanna

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Liebe und Regen in Havanna

Liebe und Regen in Havanna

Yupag Chinasky

Er war ziellos durch die nächtlichen Straßen von Havanna geschlendert, hatte Leute beobachtet und lange von der Straße aus einer Band zugehört, die in einem der vielen Lokal spielte, bevor er weiter ging, die Calle Obispo entlang, weiter in Richtung Capitol. Doch dann setzte ganz unerwartet Regen ein und er ging rasch zurück zu dem Lokal mit der Band, um sich dort das Ende des Regens abzuwarten. Beim Eintreten stieß er fast mit einer sehr ausladenden, sehr dicken, sehr schwarzen jungen Frau zusammen, die im Begriff war das Lokal zu verlassen, aber angesichts des heftigen Regen unschlüssig geworden und in der Tür stehen geblieben war. Er entschuldigte sich, sie lachte und schon saßen sie zu dritt an der Bar, er, die Dicke und eine Freundin, eine reichlich Dünne, die ein wenig wie eine Füchsin aussah mit ihrem schmalen, spitzen Gesicht und den unsteten Augen. Das Gesicht der Dicken war durchaus hübsch, wenn auch mit ein paar Pickeln verziert, ihre gekräuselten Haare wurden von einem Pferdeschwanz gebändigt und sie war sehr unterhaltsam. Die Füchsin dagegen schien etwas pikiert zu sein schien, weil er sich mehr um die Dicke kümmerte, und schwieg deshalb meistens. Sie trank eifrig mit, wenn er eine neue Runde Bucaneros bestellte und sich lachte auch, wenn es etwas zu lachen gab, aber nur die Dicke redete und das fast ohne Unterlass, aber die Gesellschaft gefiel ihm und er spendierte den beiden noch ein Bier und dann noch eines und noch eines. Die Stimmung stieg, die beiden wurden immer munterer, auch die Füchsin begann allmählich zu reden, aber sein Interesse galt der Dicken, vor allem, als sie ihn fragte, nachdem sich sehr dicht an ihn heran gerobbt hatte, seinen nackten Unterarm intensiv betätschelte, ihren mächtigen, dicken Busen in seine Seite drückte, als sie ihn mit leiser, rauchiger Stimme ganz nahe an seinem Ohr fragte, ob sie nicht weggehen sollten von hier, zu einem ruhigeren Ort, wo sie ganz unter sich sein könnten. In der Tat spielte die Band ziemlich laut, sodass die Unterhaltung nicht immer ganz einfach war, andererseits hatten sie sich auch nichts zu sagen, was besonders wichtig gewesen wäre, bis auf diese letzte Bemerkung der Dicken. Sie und auch ihre Freundin, fuhr diese fort, seien zwar nicht von hier, sondern wohnten in einem anderen Stadtteil, ziemlich weit weg sogar, aber sie kenne jemanden, der seine Wohnung für eine Stunde oder zwei vermieten würde, das würde nur ein paar Dollar kosten, mehr nicht. Der Mann bräuchte genau so dringend wie sie das Geld, sie wolle sich unbedingt einen mp3-Player kaufen, das sei ihr großer Traum und dafür würde sie alles geben, er wisse schon, was sie meine, alles was er wolle, und ob er ihr nicht zu ihrem Glück verhelfen könne. Alle brauchten Dollars hier, das hatte er inzwischen schon gemerkt, nur mit Dollars konnte man seine wahren Träume erfüllen. Um ihrem Wunsch das notwendige Gewicht zu verleihen, begann sie ihn zu küssen. Ihr feuchten Lippen auf den seinen, ihre rastlose Zunge in seinem Mund. Sie schmeckte vor allem nach Bier, aber das war ja nicht verwunderlich.

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