"Teuerste!
Ich bitte um Vergebung! Es ist unverzeihlich, sie so lange auf eine Nachricht warten zu lassen. Natürlich zücke ich mein Schwert, es lechzt bereits nach Ihnen. Ach, könnte ich doch auf der Stelle und ohne Umschweife in Ihr Allerheiligstes eindringen!“
Aufgeregt legt er das Buch mit der gefalteten Liebesbotschaft zurück an seinen Platz.
Sarah ist seit vielen Jahren mit Oskar zusammen. Es ist nicht so, dass sie ihren Gefährten nicht mehr liebt, aber hin und wieder… Ja, gelegentlich verspürte sie so etwas wie Sehnsucht. Sie will leidenschaftlich geliebt werden, bis selbst ihre Haarspitzen in Flammen stehen. Mit brennendem Herzen greift sie zum Stift und schreibt mit roter Tinte:
„Oh, mein heißersehnter Ritter!
Ich kann es kaum mehr erwarten, dass sie meine brennende Schlucht kühlen. Wann darf ich Sie endlich in mir spüren?
In sehnsüchtiger Erwartung
Sarah“
Klas ist eigentlich nicht unattraktiv. Seine Geheimratsecken wirken geheimnisvoll, seine blasse Haut lässt ihn intellektuell erscheinen und seine schlaksige Gestalt erweckt den Anschein, als würde er auf seine Gesundheit achten. Nichts von all dem ist wahr. Klas raucht, seit er fünfzehn ist, seine Zähne sind nikotingelb verfärbt, er trinkt jeden Abend fünf Flaschen Bier und Sport hat er nie getrieben. Der Roséwein ist ein Geschenk seiner Schwester. Als er Sarahs leidenschaftlichen Brief in den Händen hält, ist er anfangs erschrocken. Aber nach dem dritten Bier fasst er Mut und schreibt:
„Geliebte Sarah!
Ich werde an der gelben Zitadelle deiner harren. Mein Schwert wird zu deiner Verfügung stehen. Halte dich bereit. Aber verhülle dein Haupt. Dein Ritter wird in seiner Rüstung zu dir kommen.
Klas“
Wieder sind einige Tage vergangen. Sarah hat das Wochenende bei Oskar verbracht. Es ist fast, als hätte ihr Gefährte einen Verdacht geschöpft. Normalerweise hätten sie lange Spaziergänge in der Natur unternommen. Diesmal ist es anders.
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