Die letzten Tage des Kriegs zogen heran. Die kleine Söldnertruppe packte bereits ihre Habseligkeiten, um über den Simplon zurück ins Wallis zu gelangen. Die Männer freuten sich vor allem auf ihre Frauen, auch im Bewusstsein, dass die Kinder, die in der Zwischenzeit geboren wurden, von anderen Männern gezeugt worden waren - marodierenden Horden, die aus den Wäldern hervorbrachen und die Frauen, die sich nirgends verstecken konnten, rannahmen. Aber das gehörte zum Krieg.
Da entfuhr Lino, dem Anführer der Söldnertruppe, der auch This, der Jüngste unter ihnen, angehörte, ein überraschter Schrei. Hinter hohem Schilf verborgen hatte er einen kleinen Bauernhof ausgemacht. Bauernhöfe versprachen nicht nur Beute, nicht nur Nahrung, um sich endlich wieder einmal den Bauch vollzuschlagen, sondern auch die eine oder andere Magd. Der damalige gesellschaftliche Konsens wollte es so: Mägde waren nicht nur Frauen, die von morgens bis abends die Zimmer reinigten, Teig kneteten, Wäsche zum Dorfbrunnen schleppten und Gäste bewirteten: Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes Mädchen für alles und somit auch sexuelle Blitzableiterinnen für Männer, die schon viel zu lange keiner Frau mehr beiwohnen durften, wie man damals sagte. Mägde waren oft robust gebaut, mit breiten Hüften, grossen Brüsten und somit geradezu auch als Ammen prädestiniert. Sie wurden häufig „aus dem Stand“ genommen, in den Ställen, Hinterhöfen und auf den offenen Feldern dieser Welt. Gar manche traurige Lebensgeschichte gäbe es da zu erzählen, Geschichten von Bälgern, von Rittern oder sogar Fürsten gezeugt, im Schoss einer jungen Magd, weil die blaublütige Gattin nicht gebärfähig war. Im Grunde gehören Mägde zu den ersten Leihmüttern der Menschheitsgeschichte. Die Babys wurden ihnen kurz nach der Geburt aus den Armen gerissen und den Rittersgattinnen an die leeren Brüste gelegt, um den Anschein zu erwecken, es sei ihnen doch noch Mutterglück beschieden.
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