Lisa, Anna und Katrin oder Escapology

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Lisa, Anna und Katrin oder Escapology

Lisa, Anna und Katrin oder Escapology

Anita Isiris

Lisa war ein sehr scheues Mädchen. In der Klasse wurde sie als „Mauerblümchen“ verspottet – obwohl sie doch tief in ihrem Herzen eine fröhliche, wenn nicht gar wilde Natur war. Dann kam der Tag, an dem sie Simon zu sich ins Zimmer einlud. Simon war der Sohn des Rektors und hatte sich in Besitz eines bestimmten Schlüssels gebracht. Lisa wohnte direkt im streng bewachten Internat und sparte sich so den mühseligen Weg zu ihren Eltern. Diese lebten auf der andern Seite des angrenzenden Waldes und ihr Vater fand, seiner Tochter stünde eine Internatserziehung gut an. Lisa war sehr widerwillig hingegangen, jedoch ohne Chance gegen elterliche Gewalt.
Sie hatte für Simon zwei Kerzen angezündet und einen Wein beiseite gestellt. Aufgeregt hatte sie vor dem Wäscheschrank gestanden. Was sollte sie anziehen? Keinen BH, das war klar. Vielleicht das T-Shirt mit den Spaghetti-Trägern? Würde es Simon gefallen? Das Internat war auch für Jungs wie ihn nicht ohne weiteres zugänglich, Rektorssohn hin oder her. Die Hausbeamtin war eine Frau, die nur nicht nur vorne und hinten am Kopf Augen hatte, sondern auch seitlich. Glücklicherweise gab es das alte Gartenhaus mit der eingefallenen Kellertreppe. Dieser Keller war durch einen langen Gang mit dem Wohnhaus verbunden. Eine massive Eichentür versperrte den Zugang zum Korridor; triumphierend steckte Simon den geklauten Schlüssel ins Schloss. Wenn man drin war, war man drin. Lisa wohnte im dritten Stock.
Simons Herz schlug bis zum Hals, als er den unterirdischen Gang betrat. Die Taschenlampe spendete spärliches Licht; und auf dieses Licht war er dringend angewiesen. Er hatte Blumen dabei – rot und gelb geflammte Tulpen. Wenig später sass er Lisa gegenüber auf dem Bett und betrachtete sie mit leuchtenden Augen. Lisa hatte ein typisches Mädchenzimmer. Überall lagen Stofftiere; den Vorzug gab sie Diddl.

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