Mariangela zischte eine Bierdose und schenkte beiden ein. Wenig später fasste sie sich ein Herz und schob den Spaghettiträger ihres Kleides über die Schulter. «Mein Rücken, weisst Du. Hast Du nicht mal ein Massagediplom erworben?»
Marco war augenblicklich hellwach. «Ehm… doch», sagte er und rutschte ein wenig zur Seite. «Ich hole rasch das Massageöl», setzte Mariangela die Unterhaltung fort. «Viel mehr können wir im Moment ja nicht machen – locked down, wie wir nun mal sind», lachte sie. Während Mariangela im Badezimmer hantierte, räumte Marco das Geschirr weg und wusch sich in der Küche ausgiebig die Hände. Als Pflegefachmann war ihm Händehygiene ohnehin in die Wiege gelegt – der «Hygiene-Reflex» hatte sich aber in den Vorjahren, Corona sei Dank, noch intensiviert. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, lag Mariangela auf dem Bauch auf ihrem Sofa, unter sich hatte sie ein blaurotes Badetuch ausgebreitet, und auch vom Kreuz an abwärts war sie mit einem lila Seidentuch zugedeckt. Marco kniete sich auf eines der Sofakissen, das er auf den Boden legte, und rieb sich das wohlduftende Jojoba-Öl in die Handflächen.
Dann legte er seine Hände entschlossen auf Mariangelas nackte Schultern. Er hatte gelernt, dass die meisten Frauen nichts mehr hassen als zögerliche Berührungen mit kalten Händen. Marcos Hände waren von Natur aus warm, und er zog die ersten Kreise mit festen, klaren Bewegungen. Mariangela atmete tief durch, für Marco ein Zeichen, dass er alles richtig machte. Sie schien die zügigen, kräftigen Bewegungen zu geniessen, ihrem Masseur, der pandemiebedingt seit Monaten niemanden mehr berührt hatte, erging es ähnlich. Mit kreisenden Bewegungen erreichte er ihre Hüften und stellte in dem Moment fest, dass etwas fehlte. Musik. Klar. «Hast Du vielleicht…», fragte er, doch Mariangela ergriff bereits die Fernsteuerung, so, als könnte sie Gedanken lesen.
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