Lockdown 2030

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Lockdown 2030

Lockdown 2030

Anita Isiris

Als sanfte Ambient-Musik erklang, setzte Marco seine Massage fort und schob das Seidentuch, das Mariangelas Hintern bedeckte, zur Seite, nicht aber bevor er «darf ich»? gefragt hatte. Mariangela schien sich bereits in einem Zustand der Tiefenentspannung zu befinden und antwortete nicht, was Marco als Zustimmung wertete. Mit aufkeimender Leidenschaft knetete er ihre Pobacken und arbeitete sich der Frau entlang zurück zu ihren Schultern. «Ahhh…», stöhnte sie leise, und Marco wiederholte die Prozedur der lockdownbedingten Ganzkörpermassage an seiner Kollegin. Dann bat er sie, sich umzudrehen. Sie zog das Seidentuch über sich, Marco kniete sich ans untere Ende des Sofas und befasste sich eingehend mit Mariangelas Füssen. Was hatten diese Füsse wohl schon alles erlebt? Durch wie viele Spitalkorridore waren sie gegangen? Wie oft hatten sie ihrer Besitzerin das Gleichgewicht geschenkt, während diese auf dem Notfall mit einer Reanimation beschäftigt war? Ihm gefiel, was er sah. Die gepflegten, grün lackierten Zehennägel. Die weichen Fussballen. Die warmen, runden Fersen. Weil Marco auch nur ein Mann war, konnte er nicht darauf verzichten, ab und zu einen Blick zwischen Mariangelas Schenkel zu werfen, und sein Verlangen wurde stärker. Er ahnte jedoch, dass es ihm besser anstand, Zurückhaltung zu üben, weil ein allzu rascher Übergriff die kollegiale Beziehung zerstören könnte – etwa so, wie wenn man mit einer Schere ein Spinnennetz durchtrennt.
Dann rieb Marco Mariangelas Beine mit Jojoba-Öl ein und war einmal mehr überrascht, wie schnell das qualitativ hochwertige Öl in die Haut einzog. Tibia. Gastrocnemius. Knie. Quadriceps.

Dann lag Mariangela nackt vor Marcos Augen. Schon viel zu oft hatte er sich ihren Körper vorgestellt, er, der Phantasiebegabte, doch das, was sie ihm hier schenkte, übertraf seine Erwartungen bei Weitem. Mariangelas Körper war ein wahres Ultrafiltrat an Weiblichkeit.

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