Scheiße, was geht dich dieses kleine Luder an. Hab ich mir immer gedacht, dass sie nicht alle Steine auf der Schleuder hat und irgendwann nen beschissenes Theater aufführt. Dann siegt der Samariter in mir.
„Ich bin ihr Verlobter.“, hör ich mich selber sagen und kanns kaum glauben.
„Also gut, kommen Sie!“
Wie ich sie so daliegen sehe, blass und dünn und schwach, friedlich wie nen Kind in ihrem Schlaf, hab ich sie fast lieb. Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen hab. Irgendwann ist es Morgen. Die Frühschicht kommt reingerauscht. Bettenmachen, Pulsmessen und der ganze Kram.
„Kleine, ey, Jäcki, was machst´n für nen Scheiß?“
Sie guckt mich an, als wär sie nicht von dieser Welt. Guckt mich an und auch wieder nicht. Guckt durch mich hindurch, als ob ich gar nicht da wäre. Versteht ihr, was ich meine?
Das alles ist jetzt vierzehn Tage her. Bin jeden Tag nach der Arbeit in die Klinik gewetzt. Ich hab ne Halbtagsstelle beim ZDF. Ich produzier das Nachtmagazin „Quantus“. Kennt kein Schwein. Ist mir auch egal. Die mussten mich nehmen wegen Behindertenquote. Seit dem Magendurchbruch vor fünf Jahren bin ich 50% schwerbeschädigt. Na ja, hat mir nicht geschadet, würd ich sagen. Die Weiber findens interessant, die riesige Narbe quer übern Bauch.
Fünf Tage hat Jäcki gebraucht, ehe sie rausgerückt ist mit der Sprache.
„Ich bin schwanger“, hat sie aus heiterem Himmel zu mir gesagt, als ich so an ihrem Bett rumsitze und ihr schmales Kinderhändchen tätschel. Ich dachte, jemand hat mich aus Versehen an die Starkstromleitung angeschlossen. Bis in die letzte Haarwurzel ist mir der Schock gefahren. Hab schon mal meinen Text geübt.
„Bist du sicher, dass es von mir ist?“
„Ach du Scheiße!“
„*?! Pfzzz!“
Nach ner Weile krieg ich mit, dass es hier gar nicht um mich geht. Ihr ist das so ziemlich scheißegal, ob ich nun der Vater von dem Balg bin oder nicht. Sie hat noch nicht mal ne Sekunde drüber nachgedacht, mit mir ne Familie gründen zu wollen. Na ja, ist wohl auch besser so. Ich bin wohl nicht der geeignet Typ für so ne Nummer.
Was soll ich sagen? Das Leben geht weiter. So ist das eben. Jetzt fick ich jede Woche mit der rothaarigen Schlampe aus der Oro-Bar. Und meine Mutter, das alte Luder, hat sich, wie´s scheint, arrangiert mit ihren Metastasen.
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