Der Lockruf des Leibes

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Der Lockruf des Leibes

Der Lockruf des Leibes

Desdemona

„Spreche ich mit Herrn Achilos?“

„Ja höchstselbst. Hat sich ihr Zustand verschlechtert?

Die Stimme am Telefon geht mit keiner Silbe auf das Gesagte ein.

„Bei uns wurde eine Frau Jaqueline Möser eingeliefert. Sie ist momentan nicht bei Bewusstsein. In ihrer Handtasche haben wir ihre Visitenkarte gefunden.“

„Ja, ich komme sofort“

„Sorry Süße! Ich muss tun, was ein Mann tun muss“

Cora bleibt verdutzt zurück, sie fühlt noch das Zucken der Erregung in ihrer Grotte, vergessen ist ihre Absicht, ihn nach dem Liebesakt auf Nimmer wieder sehen zu verabschieden, wie sie es sonst tut. Denn Cora liebt nur die Jagd, nicht aber die Beute.

Doch diesmal ist es anders. Wenn ihr das Opfer einen Strich durch die Rechnung macht, ändert sie das Programm:

„Und, sehen wir uns wieder?“, stammelt sie benommen.

Statt einer Antwort hinterlässt Dschingis eine von seinen Visitenkarten auf der Kommode im Flur und taucht ab in die Nacht.

Wie hasse ich diese aseptische Atmosphäre, das kalte Neonlicht, die schwingenden Pendeltüren, das eklige Grün ihrer Krankenhauskluft. Mürrisch wende ich mich an die Nachtschwester in der Notaufnahme.

„Möser, Jaqueline. 23 Jahre alt, ledig, keine Angehörige. Sie wurde vor vier Stunden eingeliefert. Touristen haben sie unter einem Baum im Monbijoupark gefunden. Sie muss sich selbst die Pulsadern aufgeschnitten haben. Da der Sachverhalt nicht klar war, haben wir die Polizei verständigt. Die haben eine Blutentnahme angeordnet. Die Blutalkoholkonzentration betrug 2,1 Promille.“

„Kann ich zu ihr?“

„Sie schläft jetzt. Sind Sie ein Angehöriger?“

Ich zögere einen Moment.

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