Ludmilla steckt ganz schön in der Tinte. Sie hat einen Artikel geschrieben über die unzulänglichen russischen Raumanzüge: Zu teuer, zu schwer, zu unbequem - das Anlegen und Ablegen ist zu umständlich. Das Ministerium für Luft- und Raumfahrt ist darüber sehr in Fahrt geraten. Ludmilla soll zeigen, daß sie einen besseren Raumanzug bauen kann. Ein halbes Jahr hat sie Zeit dafür. Die Raumfahrtbehörde und die russische Raumfahrt Industrie bieten ihre Unterstützung an und Ludmillas Schule selbstverständlich auch. Wenn Ludmilla ihre Aufgabe erfüllt, dann darf sie ihren neuen Raumanzug auf der MIR ausprobieren. Sollte sich aber herausstellen, daß Ludmilla nur dicke Tinte verspritzt hat, dann hat Ludmilla ihre letzte Tinte als Studentin verspritzt und darf sich eine Arbeit als Baggerführerin suchen.
Fräulein Iwanowitsch ist eine Giftnatter. Sie mag es schlechte Noten zu vergeben. Wenn sie einen Schüler von der Schule verweisen kann, dann erlebt sie drei Nächte hintereinander Oragsmen. Am liebsten mag sie es Schüler zu quälen. Am besten ein halbes Jahr lang. "Vlad dein Aufsatz war das Letzte was ich je von dir gelesen habe. Wenn du dich nicht am Riemen reißt wird der nächste eine fünf!" Der arme Vlad strengt sich an. Der nächste Aufsatz wird erst recht eine fünf. Eine sechs - dann wäre Vlad erledigt, für den Rest des Jahres. Aber eine fünf, damit er sich schön weiterquält. Fräulein Iwanowitsch kann Streberinnen wie Ludmilla nicht ausstehen. Ludmilla mit der MIR zu winken ist ihre Idee. Sie weiß, kein Mensch kann in einem halben Jahr einen Raumanzug entwickeln. Der heutige ist nämlich auf ihrem Mist gewachsen. Direktor Popov ist natürlich stolz auf seine Musterschülerin, und die Aussicht eine Schülerin von seiner Schule auf der MIR zu sehen, läßt seine Brillengläser beschlagen.
Fräulein Iwanowitsch wird sich daran weiden, wenn er sie von der Schule werfen muß.
Fräulein Iwanowitsch ist die Ursache dafür, daß einmal im Monat das Lehrerklo verstopft ist. Fräulein Iwanowitsch ist es peinlich eine Frau zu sein. Mit ihrem Körper hat sie nie umzugehen gelernt. Auch mit ihrer Regelblutung hat Fräulein Iwanowitsch nie umzugehen gelernt. Wenn das Lehrerklo verstopft ist gerät Fräulein Iwanowitsch in Panik. Die Couch im Lehrerzimmer ist ausgestopft von Fräulein Iwanowitschs blutigen Schlüpfern. Auch in manchem Blumentopf wird die Erde durch Fräulein Iwanowitschs weiße Slips mit roten Tupfen zusammengehalten. Man erkennt diese Blumentöpfe daran, daß die Pflanzen darin besonders gut gedeihen. Fräulein Iwanowitsch ist natürlich noch nicht verheiratet. Kein Mann hält es in ihrer Nähe aus. Fräulein Iwanowitsch verzeiht nämlich keine Fehler. Und Spaß versteht sie auch nicht!
Fräulein Iwanowitsch macht immer ein schmerzverzerrtes Gesicht. Fräulein Iwanowitsch hat immer Schmerzen. Fibromyalgie heisst sowas. Alle Knochen tun weh. Wenn man die Haut berührt, ein Gefühl wie Brennesseln. Immer wieder Kopfschmerzen und jeder Gedanke tut weh. Fräulein Iwanowitsch möchte am liebsten überhaupt nicht nachdenken. Der Richtige Partner für Fräulein Iwanowitsch, egal ob Mann oder Frau, muß sie an der Hand nehmen, ihr zeigen wo es lang geht, mit ihr machen was er will, nie auf sie Rücksicht nehmen - und um Himmelswillen nie etwas fragen. Immer ist Fräulein Iwanowitsch müde. Wenn sie nicht ständig aufs Klo müßte, dann könnte sie den ganzen Tag schlafen, manchmal sogar im Stehen. Am Wochenende möchte Fräulein Iwanowitsch gerne den ganzen Tag verschlafen, aber im Bett hält sie es einfach nicht mehr aus, wegen der Schmerzen. Dann steht sie oft schon nachts um 4 Uhr auf. Wenn es keiner sieht läuft sie nackt durch den Wald, wenn sie überall Gänsehaut hat, dann lassen die Schmerzen eine zeitlang nach.
Wenn sie nicht gerade nackt durch den Wald rennt, dann trägt Fräulein Iwanowitsch ein Bustier, oder eine Korsage, weil ein BH zu sehr schmerzt. Eine dunkle, farblose Bluse steckt in einem wadenlangen, dunklen Rock, der einmal grüne Karos hatte und alles wird von einem dunklen, grünlich braunen Lodenmantel umhüllt. Nicht vergessen: Ein weißer Schlüpfer mit roten Tupfen - ausser wenn gerade das Lehrerklo verstopft ist oder eine Pflanze umgetopft wurde.
Fräulein Iwanowitsch weiß - Ludmilla wird alles daransetzen auf die MIR zu kommen. Tag und Nacht wird sie arbeiten, um einen besseren Raumanzug zu zeigen - und Fräulein Iwanowitsch wird sie ermuntern weiterzumachen. Sie wird ihr Strohhalme reichen, so viel sie will - und alle Strohhalme werden ihr zwischen den Fingern verbrennen.
Nachts träumt Ludmilla schon von der MIR. Sie hat nichts begriffen. Sie denkt - schon in einem halben Jahr kann sie auf der MIR sein. Schade, daß Juri Gagarin nicht mehr lebt. Wie gerne hätte sie ihn auf der MIR besucht.
Ludmilla macht sich Gedanken. Wie soll ein praktischer Raumanzug aussehen? Taucheranzüge sind einfach: Ein Overall aus Neopren, eine Pressluftflasche, ein Lungenautomat und eine Taucherbrille. Das ganze ist leicht genug, daß der Taucher damit auch auf der Erde spazieren gehen kann. Der Overall ist durchlässig, für Luft und Wasser. Die Taucherbrille läßt den größten Teil vom Kopf frei. So einfach geht's leider nicht.
Aber die Kosmonauten üben doch ihre Arbeiten in einem Wassertank, in echten Raumanzügen. Der Raumanzug funktioniert also auch unter Wasser!
Wenn man einfach einen luftdichten Anzug näht und dann aufbläst? Beim Luftdruck von einer Atmosphäre, wird der Anzug so steif ein aufgeblasener Autoreifen. Der Kosmonaut hat keine Möglichkeit sich zu bewegen.
Eine Ritterrüstung muß her. Scharniere und Gelenke - so muß es gehen! Unter der Ritterrüstung der aufgeblasene Anzug, und die Gelenke luftdicht - so funktioniert das.
Ludmilla überlegt, was macht ein Kosmonaut eigentlich wenn er mal muß? Im Weltraum kann er nicht einfach die Hose öffnen. Es gibt kein Unten im Weltraum. Wohin fließt dann die Flüssigkeit?
Ludmilla muß mal. Unwillkürlich hat sich ihre linke Hand auf die Scham gelegt. Der kleine Finger öffnet die Schamlippen. Der Daumen streichelt die Vorhaut und den kleinen, spitzen Kegel darunter. Ludmilla stellt sich vor, wie ein Kosmonaut muß. Durch den Raumanzug, keine Chance zwischen die Beine zu fassen. Wenn der Druck zu stark wird kann er es nur noch laufen lassen. Im Weltraum breitet sich die Flüssigkeit nach allen Richtungen aus: Nach unten, zwischen die Beine, in die Pospalte und den Rücken hinauf bis in den Nacken. Nach oben. Über den Bauch, durch die Brusthaare bis zum Hals. Ludmilla stellt sich Valeri vor. Vorne und hinten naß. Ihre Hand auf Valeris Penis, drückt und massiert die Flüssigkeit in seine Haut. Dann trocknet sie ihre nasse Hand in Valeris stacheligem Antlitz. Sie reibt ihre nasse Hand über ihr eigenes Gesicht. Sie riecht ihren eigenen, erregenden Duft. Sie hält sich den Mund zu, damit niemand ihren Schrei hört.
Ludmilla kann jetzt nicht aufs Klo. Nackt über den Flur geht nicht. Anziehen dauert zu lange. Ludmilla stellt sich vor den Wasserstein, ein Bein ins Waschbecken. Mit zwei Händen zieht sie ihre Schamlippen auseinander. Ihr heißer Strahl trifft genau den Abfluß. Trotzdem muß Ludmilla den Boden und den Wachbeckenrad putzen.
Ludmilla Bibikow 3.
aus "Der Blitz legt Eier"
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