Luna

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die Leute hier waren so was von degeneriert, dachte sie oft bei sich, verdrängte aber solche Gedanken so- fort. Sie musste froh sein, hatte sie trotz ihrer dunklen Haut überhaupt eine Stelle und eine Wohnung gefunden. Freunde hatte sie keine in Deutschland. Herr Berger auch nicht. Er sah bedeutend älter aus, als er war, mit seinen 40 Jahren... Nicht nur sein sich lichtendes Haar wies auf unaufhaltsamen Zer- fall hin, sondern auch seine schweren Augenlider, die er schon lange hätte liften lassen, wenn nur das Geld... das ihm sein Vater als Vorerbe versprochen hatte, endlich daher gekommen wäre.
Herr Berger lebte seit Jahren allein, war zwei Mal geschieden. Da lächelte ihn Luna an! Ihr Lächeln brannte sich mitten in sein Herz. Als sie aufstand, konnte Herr Berger nicht anders, als auf ihre Beine zu starren. Sie steckten in engen Jeans, waren endlos und mündeten im Nirvana.
Hilfsbereit erhob sich Herr Berger und half Luna, die Kleine in den schäbigen Kinderwagen zu packen. Luna dankte es ihm erneut mit einem Lächeln. Sie wohnte gleich um die Ecke, hatte sich bloß diesen kleinen Espresso gönnen wollen. Mehr nicht. Aber da war dieser Mann. Herr Berger. Er erinnerte sie stark an ihren älteren Bruder. Kokett zwinkerte sie ihm zu.
Wie es zu einem Gespräch kam zwischen diesen beiden völlig unterschiedlichen Personen, ist schwer zu sagen. Luna redete mit einem Mal drauflos; Herr Berger warf Fragen dazwischen. Die Nervosität der beiden war greifbar. Senfgelber Pullover, dunkle Haut, Jeans. Reizbegriffe für Herrn Bergers Beuteschema.
Älterer, wohl erzogener, vermutlich gut situierter Herr. Nicht gerade Lunas Traum, aber wieso sollte nicht auch sie mal ihren Spaß haben? Sie war allein erziehend und wusste nicht genau, von wem ihr Kind war. Das hatte fatale Auswirkungen auf die Gerichtsverhandlungen gehabt. Anzeige gegen Unbekannt? Was hätte sie tun sollen?

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