Sandra überlegt, wie die Nonne dieses Leben hinter den Mauern ertragen kann, wenn sie jeden Abend ihren wunderschönen Körper mit all seinen Bedürfnissen betrachtet. Schließlich siegt ihre Neugierde und sie wagt die Nonne anzusprechen.
„Darf ich Sie etwas fragen“, beginnt Sandra das Gespräch.
„Gerne. Setz‘ dich zu mir“, lädt sie die Nonne ein.
Sandra erzählt ihr ohne Umschweife von ihrem großen Entscheidungsproblem. Ohne sie zu unterbrechen, hört ihr die Nonne zu. Dann gibt sie Sandra ihr Buch und bittet sie eine Seite zu lesen.
Sandra liest die einige Sätze, klappt das Buch kurz zu, indem sie einen Finger als Lesezeichen benutzt und wirft einen Blick auf den Einband: es ist die Bibel.
Irritiert öffnet sie das Buch wieder und liest schnell weiter. Als sie nach einer Weile wieder aufblickt sieht sie, dass sich ein spitzbübisches Lächeln auf dem Gesicht der Nonne breitgemacht hat. Sie nimmt Sandra das Buch weg und zieht es aus seinem Schutzumschlag und Sandra erkennt den wirklichen Titel:
„Die Geschichte der O“.
„Auf die richtige Mischung kommt es an.“ Dann wirft die Nonne einen kurzen Blick auf ihre Uhr, klappt ihr Buch wieder zu und steht auf.
„Ich muss jetzt leider gehen. Vielleicht treffen wir uns mal wieder. Bis dahin bitte um Führung für den richtigen Weg. Du wirst ihn sicher finden!“ Die junge Nonne gibt Sandra die Hand und ist gleich darauf in einer Reisegruppe untergetaucht.
„Hallo Sandra. Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe“. Der Fahrer des Klosters steht keuchend neben ihr. Sandra lächelt nur, denn die Zeit hat sie gut genutzt. Dann folgt ihm zum Ausgang. Ungeschickt zieht er ihren Koffer hinter sich her.
Auf der Fahrt zur Klosterschule sieht Sandra träumend aus dem Fenster. Bei jeder Nonne, die vorbeigeht, und in dieser Gegend gibt es viele von ihnen, überlegt Sandra sich für sie ein imaginäres Ziel der Lust.
°°°
Hoch erfreut präsentiert Mutter Oberin die diesjährige Osterkollekte: das beste Resultat seit 10 Jahren! Sandra und ihre Freundin schmunzeln. Als sie zu den Bänken der Gemeindemitglieder hinübersehen, entdecken sie auch ein Schmunzeln bei einigen Herren.
Ein Mörder ist der Gärtner nicht immer, aber oft ein Kenner des Klostergartens und seiner Mauer mit den vielen großen und kleinen Risse. Die einen haben eine Klagemauer, die anderen eine Büßer-Mauer.
Lust & Glaube = unglaubliche Lust
5 3-6 Minuten 0 Kommentare
Lust & Glaube = unglaubliche Lust
Zugriffe gesamt: 18347
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.