Der Lustbeamer - Teil III

Ernüchterung und rosige Zukunft

3 7-12 Minuten 0 Kommentare
Der Lustbeamer - Teil III

Der Lustbeamer - Teil III

Yupag Chinasky

Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, das schönste seit langem, als die Frau aufstand, an seinen Tisch trat und ihn höchst dringlich bat, mitzukommen. Das war der Beweis, den er noch brauchte, die Bestätigung, dass seine Forschungen erfolgreich waren und dass seine Erfindung funktionierte. Eigentlich hätte er sich entschuldigen und einfach gehen können, ohne eine Erklärung oder gar ohne auf ihren dringenden Wunsch einzugehen. Er ist aber doch mitgegangen, weil die Neugier größer war als die Furcht. Es war ja eine Weltpremiere, das erste Mal, dass eine Frau auf diese Weise gefügig gemacht wurde und er wollte nun doch wissen, was dies konkret bedeutete. Und so überquerten sie die Straße und mieteten das Zimmer.

Er hatte sich vorgenommen, ganz cool zu bleiben, alles zu machen, was sie von ihm erwartete. Doch als er beobachtete, wie sie sich rasch auszog, sich wollüstig auf das Bett legte, sich räkelte, die Beine spreizte und ihm ihren nackten Unterleib entgegen reckte, ihn nicht nur mit Gebärden, auch mit Worten aufforderte, sich zu beeilen, sich auszuziehen, endlich zu ihr zu kommen, erst da war ihm so richtig klar geworden, dass er nun gefragt war, dass er aktiv werden musste und das indirekte Versprechen, das er ihr gegeben hatte, auch einlösen musste. In diesem Moment packte ihn die Angst. Es war die Angst vor dem Versagen im entscheidenden Augenblick. Versagt hatte er zwar noch nicht sehr oft, weil er gar nicht so viele Gelegenheiten gehabt hätte, aber vorgestellt hatte er sich solche Situation schon oft. Nun war die Angst da, gepaart mit Hilflosigkeit. Was sollte er jetzt nur tun? Was erwartete diese Frau? Noch nie war er einem solchen Erwartungsdruck ausgesetzt. Noch nie fühlte er sich so gefordert, wie jetzt. Frauen waren für ihn in erster Linie Forschungsobjekte. Sein Interesse an ihnen war eher wissenschaftlich als sexuell begründet. Er hatte hoch gereizt, mit seinem Lustbeamer die Frau kirre gemacht, eine Kaskade an Gefühlen ausgelöst, eine Fülle an Erwartungen in ihr geweckt. Er hatte sie dazu gebracht, dass sie unbedingt mit ihm schlafen wollte, nur mit ihm. Und jetzt war es soweit. Jetzt war er dran. Jetzt musste er liefern. Aber was genau? Am liebsten wäre aus dem Zimmer gerannt, hätte die Straße überquert, sich in sein Auto gesetzt und zu seinem stillen Arbeitsplatz gefahren. Aber so einfach ging das nicht. Was hätte die Frau denken müssen? Sie hatte doch gelitten und würde nun nicht einmal die erhoffte Linderung bekommen. Sollte er ihr vielleicht Geld geben, als Kompensation, oder ihr gar den ganzen Sachverhalt erklären? Aber den würde sie vermutlich gar nicht verstehen und seine Gründe nicht billigen. Er musste bleiben, denn da war ja noch eine gewisse Neugier in ihm. Er wollte wissen, wie ein Sexualakt nach einer derart intensiven, künstlichen Erregung funktionieren würde. Nicht zuletzt war da noch ein Rest von Lust in ihm, die nun wieder aufkeimte und langsam drängender wurde, als er sie so anstarrte, wie sie nackt und breitbeinig auf dem Bett lag, sich aber nicht mehr wollüstig wälzte und ihn auch nicht mehr auffordertet, sich zu beeilen, aber sie wartete immer noch, nur auf ihn. Nicht nur ihre, auch seine Lust, musste befriedigt werden und so entschloss er sich, zu handeln.

Er zog sich langsam aus, hängte seine Sachen sorgfältig auf die Kleiderhaken, fühlte noch einmal, ob das Handy in der Hosentasche war, überlegte einen Moment, ob er besser noch einen dieser Selbstversuche machen sollten, die ihn so aufgegeilt hatten, aber er fürchtete, die Kontrolle zu verlieren und nicht mehr genau beobachten zu können. Er war ja in erster Linie hier, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln, nicht um seine eigene Lust zu befriedigen. Seine Erregung würde schon ausreichen, er könnte sich zu der Frau legen und mit dem beginnen, was sie erwartete und was er ihr quasi versprochen hatte. Doch dann merkte er auf einmal, dass sie nicht nur die Augen geschlossen hatte, sondern auch ganz regelmäßig atmete. Sie war weggetreten, war eingeschlafen, bevor sie erreicht hatte, was sie wollte, ohne dass sie ihre Lust befriedigen konnte. Das war in seinem Plan nicht vorgesehen. Das hatte er bei seinen Versuchstieren nie beobachtet. Er war höchst irritiert. Er fasste sie an, schüttelte sie leicht, keine Reaktion. Es gab auch keine Hinweise auf quälende sexuelle Albträume oder eine große, innere Anspannung. Es war sein Fehler, er hatte zu lange gezögert, nun war es zu spät. Er entschloss sich, erst einmal abzuwarten, sie eine Weile zu beobachten. Vielleicht würde sie bald aufwache. Wenn nicht, müsste er sie noch einmal den Strahlen seines Lustbeamers aussetzen. Er setzte sich auf das Bett und dachte über die neue Situation nach.

Die Frau schlief auch noch nach einer Stunde ganz fest und ruhig. Es war jetzt höchste Zeit, sie und ihre Lust wieder aufzuwecken. Das hatte ja bisher bei seinen Versuchstieren immer funktioniert, auch wenn sie aus dem Tiefschlaf erwachten, waren sie sofort bereit zu kopulieren. Er stand auf und holte den Lustbeamer aus der Hosentasche. Dann stellte er sich an das Fußende des Betts, nackt, wie er immer noch war, schaltete das Handy ein und richtete die Kamera auf die Frau. Kaum hatte er sie anvisiert und die Lust-App eingeschaltet, merkte er, dass sie sich veränderte. Lag sie eben noch verträumt und entspannt auf dem Bett, fing sie an zu zucken und verfiel dann in eine seltsame Starre. Erst allmählich öffnete sie die Augen, sie waren in eine ungewisse Ferne gerichtet, dann blickte sie um sich, dann sah sie ihn, dann schien sie sich an die Situation zu erinnern, in der sie war. Aber statt, wie eine läufige Hündin zu reagieren, die ihn voller Ungeduld erwartete, ärgerte sie sich ganz offensichtlich. Sie sah ihn an, wie eine Nutte, der das Geld verweigert worden war. Abrupt setzte sie sich auf, dann begann sie zu schreien und ihn unflätig zu beschimpfen. Was er sich erlaube, sie in dieser Situation zu fotografieren, er solle gefälligst das Handy sofort weglegen. Gefilmt zu werden, das sei ja wohl nicht ausgemacht, und wenn er das wolle, müsse er zahlen. Sie wisse gar nicht, warum sie eigentlich kein Geld von ihm verlangt habe. Das sei doch normal, dass der Mann bezahlt, wenn er etwas von einer Frau will. Sie sei wohl kurz weg gewesen, irgendwie unterbelichtet, aber jetzt sei sie wieder klar, jetzt würde sie ihre Lage erkennen. Wenn er nicht bereit wäre, zu zahlen, solle er verschwinden, aber wenn er nicht zahle, würde sie ihn anzeigen, ganz sicher, sie würde zu einem Rechtsanwalt gehen und der würde schon herausfinden, weswegen sie ihn anzeigen könne.

Die Situation war für beide ziemlich verzwickt. Die Frau, halbnackt auf dem Bett, aber ohne jegliche Begierde, dafür voller Wut und Ärger. Der Mann nackt vor ihr stehend, halb erregt, das Handy immer noch auf sie gerichtet, anscheinend immer noch dabei, sie zu filmen. Aber das tat er nicht, ganz und gar nicht. Alles, was er wollte, war, sein Experiment zu Ende zu führen. Er wollte die Frau noch einmal in den Zustand äußerster Glückseligkeit versetzten und sie dann befriedigen. Warum klappte das nur nicht? Irgendetwas stimmte nicht mit ihr oder mit seinem Lustbeamer. Er war ratlos. Die Frau konnte das alles nicht wissen. Sie wusste nicht einmal, was sie wollte. Dem ganzen Theater nur ein Ende machen oder doch Geld für die nicht vereinbarte Zusatzleistung verlangen oder wenigstens den Kerl aus Rache anzeigen. Aber würde sie Erfolg haben mit ihrer Geldforderung und was hätte sie davon, wenn sie ihn angezeigt hätte? Außerdem war sie immer noch verwirrt wegen des Wechselbads der Gefühle, das ihren Körper gepeinigte hatte, diese intensiven Erregungen und die plötzlichen Ernüchterungen. Seltsamerweise wünschte sie sich in ihrem tiefsten Inneren, noch einmal in diesen seltsamen Zustand versetzt zu werden, noch einmal diese äußerst geile Erregung zu erleben, aber diesmal verbunden mit einer anständigen Befriedigung. Ob sie das von diesem Mann erwarten konnte, der immer noch sein Handy auf sie gerichtet hatte, auch wenn er nicht mehr auf das Display, sondern auf sie starrte. Wollte sie sich wirklich diesem Voyeur noch einmal ausliefern, der doch nur versuchen würde, sie wieder zu fotografieren oder zu filmen, statt sie zu vögeln? War er nur ein harmloser Spinner oder ein durchtriebener Ganove? Aber einmal hatte doch alles geklappt, fast jedenfalls. Sie wusste einfach nicht, wo sie dran war, hörte schließlich auf zu schimpfen und sah zum zweiten Mal an diesem Tag den Mann völlig hilflos an und stammelte, sie wisse wieder nicht, was mit ihr los sei und wenn er wolle, könnten sie jetzt gehen.

Der Mann räusperte sich mehrfach, seine Verlegenheit war ihm deutlich anzumerken. Er war nicht der Typ, der nackt und seelenruhig vor einer ebenfalls nackten Frau stehen konnte. Außerdem fühlte er sich schuldig, dass sie in diese missliche Situation gekommen war. Er musste das wieder gut machen und deshalb begann er zu reden und zu erklären, was es mit dem Handy auf sich hatte, warum sie beide hier waren und dass es für ihn ein großartiger Moment sei, weil ein Traum in Erfüllung gegangen war. Die Frau hört zu, erst interessiert, dann erstaunt, vor allem aber neugierig, höchst neugierig. Ob all das wirklich stimmte, was er ihr erzähle? Ob es die Wahrheit war oder ob er sich nur herausreden wolle, um ungeschoren davonzukommen? Besonders hellhörig wurde sie, als er auf das Beispiel Viagra zu sprechen kam. Ob es denn stimmen würde, dass er reich werden könne mit seiner Erfindung, sehr reich? Als er ihr ausführlich seine Vermarktungspläne erläutern wollte, unterbrach sie ihn. Er könne sich das alles sparen, davon würde sie nichts verstehen. Sie habe aber kapiert, dass er dringend eine Versuchsperson gebraucht hatte, eine mit der er seine Forschungen abschließen konnte. Und solch eine Person brauche er ja immer noch, denn es sei ja wohl etwas schief gelaufen, das habe sie ja selbst, am eigenen Leib erfahren. Und dann schlug sie ihm einen Deal vor, ein Geschäft zur beiderseitigen Zufriedenheit. Er könne seine Tests weiter mit ihr durchführen, alles mit ihr machen, was er noch brauche, so oft er wolle, so lange es nötig sei. Sie könne ihm sogar noch mehr für ihn tun, nicht nur als Versuchsperson. Wenn er ihr dies Dingsda, diesen Beamer ausleihen würde, könnte sie erproben, wie er auf Männer wirkt. Das sei doch auch für ihn wichtig, für die spätere Anwendung. Sie überlegte nun laut, wie es sein müsste, wenn sie durch die nächtlichen Straßen gehen oder Bars aufsuchen würde und dann die potenten Männer anbeamen würde, die dann ganz wild wären, es mit ihr zu treiben. Noch besser sei es, lachte sie, impotenten Männer mit viel Geld geil zu machen, die würden das Doppelte zahlen, wenn plötzlich soviel Lust in ihnen aufkäme. Das seien ganz neue Dimensionen, die sich da für sie auftäten. Für diese Mitarbeit wolle sie nicht einmal Geld von ihm, vielleicht ein paar Spesen, ein bisschen Vorschuss, höchstens eine anständige Aufwandentschädigung, mehr nicht. Aber, dabei sah sie ihm fest in die Augen, sie täte das nur, wenn er sie an seinem späteren Gewinn beteiligen würde. Er müsse ihr zehn Prozent über zehn Jahre bezahlen, ab dem Zeitpunkt, an dem der Lustbeamer anfangen würde, Geld abzuwerfen. Sie brauche keine schriftliche Abmachung, keinen Vertrag, ihm genüge sein Wort, denn sie habe das Gefühl, dass er ein ehrlicher Mensch sei. Etwas verklemmt, aber ehrlich, ein Forscher, der die Menschheit beglücken wolle und sie fühle sich geehrt. Im übrigen wolle sie ihm auch noch sagen, und das meine sie aufrichtig, sie fühle sich geehrt, dass ausgerechnet sie die erste Frau auf der Welt sei, die in diesen Genuss gekommen sei. Nun ja, schränkte sie ein, es war noch kein vollständiger Genuss, denn sie wisse immer noch nicht, was Wahrheit und was Traum war, aber sie sei sich sicher, dass der Lustbeamer beim nächsten Mal wirklich perfekt funktionieren würde. Was er von seinem Vorschlag hielt, wollte sie dann noch wissen.

Er überlegte nicht lange. Das, was die Frau sagte, erschien ihm vernünftig. Er könnte seine Arbeiten rasch abschließen, käme ungeschoren aus dieser heiklen Situation, und wenn er tatsächlich Millionen verdienen würde, könnte er ihr unbesorgt einen Teil abgeben, ohne selbst zu kurz zu kommen. Sie einigten sich mit Handschlag, aber er schlug ihr vor, trotzdem zu einem Notar zu gehen und einen richtigen Vertrag abzuschließen, denn beim Geld höre ja bekanntlich die Freundschaft auf. Die Frau stimmte zu und dann fragte sie ihn zu seiner Überraschung, ob er jetzt gleich, hier im Hotel, seine Versuche wiederholen und sie erneut stimulieren wolle. Er winkte ab, es sei besser, die Sache zu verschieben. Sie müsse sich erholen, die Versuche sollten ohne jede Vorbelastung durchgeführt werden und außerdem müsse er noch so einige Dinge klären. Warum sie zum Beispiel eingeschlafen sei, ohne dass sie Sex gehabt hätten, und warum sie, als er sie mit dem Beamer weckte, nicht spontan für neuen Sex bereit war. Das müsse er erst noch klären. Aber nachdem sie sich ja einig seien, gemeinsam weiterzuarbeiten, könnten sie jederzeit einen Termin ausmachen. Doch dazu, meinte er lächelnd, müssten sie ihre Handynummern austauschen und sich endlich ihre Namen sagen. Dann zogen sie sich an und gingen beschwingt zurück in das Café Mohr, wo er es sich nicht nehmen ließ, eine Flasche besten Schampus zu bestellen und auf ihre neue Zusammenarbeit und ihre rosige Zukunft anzustoßen.

 

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 3256

Weitere Geschichten aus dem Zyklus:

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben