Lydia feiert Weihnachten

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Lydia feiert Weihnachten

Lydia feiert Weihnachten

Anita Isiris

Am prasselnden Kaminfeuer entkleidete sie sich, die Lydia, bis auf ihre rote halbdurchsichtige Unterwäsche. Kritisch beäugte sie sich im Wandspiegel – und schaute ein zweites Mal hin. Doch, ihr Bauch war jetzt gut sichtbar für alle, die sich dafür interessierten. Die Zimtplätzchen, die sie in der Küche auf einem silbernen Tablett hergerichtet hatte, erfüllten das Haus mit angenehmem Weihnachtsduft, die Lachsbrötchen glitzerten auf dem runden Salontisch, die Sektgläser widerspiegelten das gedimmte Kronleuchterlicht. Lydia war mit sich und der Welt im Reinen, sie vermeinte bereits ein Stossen der kleinen Füsschen zu spüren, und sie erschauderte in einem kleinen, privaten Glücksregen.

Sie erwartete Besuch von den drei Männern, die als Vater ihres künftigen Kindes in Frage kamen. Mit allen Dreien hatte sie Ende August geschlafen, ein- oder auch mehrmals, mit allen Dreien war sie in ihrem ausladenden Wasserbett versunken, alle Dreie hatte sie in sich gespürt, ganz, ganz tief drinnen, dort, wo nur noch Wärme, Enge, Innigkeit und Lust herrschen. Ob das Höschen, das sie an hatte, etwas zu gewagt war? Es verbarg nun wirklich nichts, das normalerweise hätte verborgen werden müssen. Immer wieder hatte sie mit Herzklopfen durch den Hanro Katalog geblättert, und war immer wieder bei der Sinope-Nachtwäsche hängen geblieben – um sie schliesslich per Internet zu bestellen. Gut, gab es dieses Internet. In aller Anonymität konnte sie sich Dinge ins Haus kommen lassen, die zu kaufen sie sich geschämt hätte. Der freche Doppeldildo war so ein Beispiel, der blaue Doppeldildo aus dem Delphin-Sexshop, den sie schon immer mal mit ihrer Freundin Amrei hatte ausprobieren wollen – vor ihrer Schwangerschaft, versteht sich.

Dann klingelte es. Eiligst zupfte Lydia das sie spärlich bekleidende Etwas zurecht und huschte zur Haustür. Draussen fielen grosse Schneeflocken, und Sam Lember, der Holzverkäufer aus dem nahe gelegenen Dorf, sah aus wie der Nikolaus persönlich.

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