Lange, sehr lange waren wir in den Wald- und Sumpfgebieten des Nordostens unterwegs. Meine Frau Lydia war schon immer abenteuerlustig; Erhard, unseren Reisekollegen und Fotografen, haben wir unterwegs kennen gelernt.
Lydia und ich sind vor über einem Jahr in dieses geheimnisvolle Land aufgebrochen; die Kongolesen haben uns überaus freundlich empfangen und waren überraschend jung und gebildet: Vor allem die Männer, die wir kennen gelernt haben, waren des Schreibens und Lesens kundig, Menschen über 25 Jahren haben wir kaum angetroffen. Möglicherweise, so unsere Annahme, haben Epidemien die Reihen unter den Älteren gelichtet.
Lydias Blondhaar war natürlich eine Attraktion – viele unserer kongolesischen Freunde haben noch kaum jemals eine weisse Frau zu Gesicht bekommen und kannten sie nur von einschlägigen Internet-Seiten. Lebendige Frauen sind aber definitiv etwas anderes als photogeshoppte Bilder!
Ich selber bin begeistert von Mangrovenvegetation und Feuchtsavanne und habe mein Herz vollkommen an dieses Land verloren. Mit unserem Französisch kamen wir erstaunlich gut voran, und Lydia war die einzige von uns, die sich auch der Eingeborenensprache Lingala fliessend bediente.
Wir waren stets mit einem Minimum an Accessoires unterwegs – Rucksack, Leichtzelte, Moskitonetze, Taschenlampe, Gaskocher, Feldstecher und verschiedene Schweizer Taschenmesser nannten wir unser Eigen, wobei uns das eine oder andere durch Diebstahl abhanden kam.
Schon seit längerem fiel mir nun auf, dass Erhard ein Auge auf Lydia geworfen hatte, was mich aber nicht verwunderte. Erhards Testosteron kochte genau so wie meines – und da gab es nun mal keine anderen Frauen als mein Schätzchen. In der Liebe war Lydia aber ausgesprochen konservativ veranlagt, und ich war überzeugt, dass sie mir die Treue hielt.
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