Ich bin froh, dass Du, liebe Anita, uns geschrieben hast, wir sollten uns Zeit lassen. An den Geschmack des Senfschnitzels und des Risotto kann ich mich kaum mehr erinnern, so aufgeregt war ich. Und, ja, ich hatte feuchte Handinnenflächen, was ja auch meinem Rainer nicht entgangen ist. Aber der Abend hat wohl dazu beigetragen, dass wir uns warmlaufen konnten. Ich bin oft müde nach der Arbeit, umso mehr, weil wir im Moment alle einen Mundschutz tragen müssen. Das strengt echt an.
Aber dann kam dieser zweite Abend, der Grillhähnchen-Abend. Würde ich Christians Grillhühnchen sein? Würde er mich tatsächlich, vor Rainers Augen, aufspiessen? Ich war sehr angetan vom Büchergutschein, den Christian mir zum Geschenk gemacht hat. Ich mag keine Blumensträusse und liebe die Pflanzen eher auf dem Feld draussen. Aber Bücher… dafür habe ich ne echte Schwäche. Wir haben wenig geredet an jenem Abend, ich erinnere mich genau. Und ich hatte mich unauffällig gekleidet, etwa so, wie ich mich auch bei der Arbeit zeige. In schwarzem Träger-T-Shirt und bequemer weiter Hose. Christian vermittelte mir nicht den Eindruck, als wollte er mich mit den Augen ausziehen. Es mag sein, dass er das, auf dem Friseurstuhl, schon oft genug mit mir getan hat. Aber mein nackter Körper war für ihn bisher Geheimnis – es sei denn, Rainer hätte ihm das eine oder andere Foto von mir gezeigt, aber das unterstelle ich ihm jetzt nicht. Ich war für Christian somit unbekannte Erde, terra incognita.
Als dann das eine zum andern geführt hat, als wir uns zu dritt auf die Couch gesetzt haben, war es um mich geschehen. Mein Wunsch, Sex mit einem anderen Mann, wurde übermächtig, und ich hätte alles dafür getan, mich von Christian jetzt, meinetwegen vor Rainers Augen, bumsen zu lassen. Ich war so was von wuschig, dass Christians Hand auf meinem Schenkel mich wie ein Stromstoss durchfuhr. Oh Ihr Götter, oh Ihr Göttinnen!
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