„Ich hab da ein paar interessante Reclam-Bände in meiner Bude“, sagte ich ihm. Ich bin wohl die erste Frau der Welt, die versucht hat, einen Mann mit Hilfe von kleinen, gelben Reclam-Bänden zu verführen. Sekundärliteratur ist in aller Regel alles andere als ein Aphrodisiakum.
Wortlos stand Jannik auf und nickte mir zu. O.K., sagte er, „Aber nicht zu lange. Ich muss noch ein Seminar vorbereiten.“ „Keine Bange“, erwiderte ich. „Ich auch.“
Ich lebte sehr einfach. Matratze auf dem Boden. Am Kopfende ein Foto der Akropolis. Ein schlecht beleuchtetes Pult. Ein Dachfenster als einziger Luxus. Dort prasselten nämlich Regentropfen drauf, was ich, vor allem vor dem Einschlafen, sehr behaglich fand.
Wir nutzten die einzige Sitzgelegeneit: Meine Matratze mit der Batik-Decke, die mir meine Mutter genäht hatte. „Jannik, sag mal... was fasziniert Dich eigentlich so an Lorena?“ Er war sofort hellwach. Ohne wissen zu wollen, wohin meine Frage zielte, schwärmte er los. „Ihr Haar“, sagte er. „Es ist ihr Haar. Ihr dunkles, langes Haar. Und, ja, ihre Stimme. Lorena singt beim Sprechen. Wenn Du wüsstest, wie ich das liebe.“ „Und sonst?“, fragte ich. „Magst Du auch ihre Kleidung?“ „Oh ja... ich mag alles an ihr. Lorenas lange Röcke bringen mich zum Fantasieren, weisst Du.“ „Was geht Dir denn durch den Kopf bei Lorenas Röcken?“
Jannik schwieg verlegen. Womöglich war ich zu weit gegangen mit meiner Frage. Dann holte er aus mit seinen Schilderungen. „Es ist das Verborgene, das mich reizt“, sagte er. „Ich habe Lorenas Beine ja noch nie gesehen – geschweige denn, ihren Ausschnitt.“ Es war so, dass Lorena sich ausgesprochen dezent kleidete und nie zuviel von sich preisgab. „Was erwartest Du von ihrem Ausschnitt, Jannik?“
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