Die Männerversteherin

IV.

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Die Männerversteherin

Die Männerversteherin

Anita Isiris

Schon vor dem Abi – vor allem aber ab dem ersten Semester meines Germanistikstudiums galt ich an der Fakultät als Männerversteherin. Meine Kommilitonen waren vorwiegend weiblich – noch immer hält es sich so, dass sprachlich-musische Fächer „Frauensache“ sind, während die Analytik – Mathematik und so – den Männerhirnen vorbehalten bleibt.

Sei's drum – sprachlich-musische Kenntnisse und sprachlich-musisches Erleben sind doch sinnenfroher als Theoreme, Axiome und Fakultäten der höheren Mathematik.

Ich war schon immer eine gute Zuhörerin. Mich interessierte, warum Männer in Goethes Werther vernarrt sein können. Las mir jemand auch nur eine Zusasmmenfassung von Max Frischs „Homo Faber“ vor, ging mir das mitten durchs Herz. Ich bin empfänglich für Sprache und werde das wohl immer bleiben.

Ja, und Hand in Hand mit Literaturschicksalen schritt das Leben fort und war den paar jungen Männern um mich herum oft alles andere als milde gestimmt.

Jannik zerfloss beinahe vor Liebeskummer. Er war in meine beste Freundin vernarrt, aber die wollte von Männern nichts wissen. Er zeichnete sie. Schrieb ihr Gedichte. Versuchte, mich als Vermittlerin einzusetzen. Nichts half. Lorena blieb kühl und tauchte lieber in ein Meer aus Sentenzen, Zitaten, Bonmots und Literaturhinweisen ein als Jannik auch nur eines Blicks zu würdigen.

Wieso also sollte ich Janniks wunde, brennende Seele nicht kühlen – mit etwas Liebe? Er war hübsch, hatte grüne Augen, wofür ich ohnehin eine Schwäche habe, und er spielte oft verträumt mit seinen Locken, die ihm in die Stirn hingen.

Ich lud ihn in die Mensa zu einem Tee ein. Den Kaffee dort konnte man nicht trinken – geschweige denn, jemanden dazu einladen. Tee war erst noch billiger. Zusammengekauert sass er mir gegenüber. Jannik war sehr wortkarg an jenem Spätnachmittag, als ich beschloss, ihn zu verführen. Wieso auch nicht? Wieso nicht den zusammengekauerten Mitstudenten in einen strahlenden, strammen Jüngling verwandeln? Ich ahnte, dass es da Dinge gab an Jannik, die durchaus stramm stehen konnten – zur Freude aller Beteiligten.

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Gedichte auf den Leib geschrieben