Maina

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Maina

Maina

Anita Isiris

Sie hatte noch nie zuvor einen Glaskeramikherd benutzt, noch nie eine Blechdose geöffnet, noch nie etwas von Kohlesäure im Diet Coke (Cola Light) gehört. Hufnagels Englischkenntnisse waren nicht gerade überwältigend, aber er bemühte sich, Maina beizubringen, dass Spaghetti am besten mit Tomatensauce, Basilikum und geriebenem Käse schmeckten. Nach einer weiteren halben Stunde stand dann ein ganz ansehnliches Abendessen auf dem Tisch, und Hufnagel hielt gleich mit. Die Wohnung war überstellt mit Räucherstäbchen-Behältern, Hindu-Decken, Schälchen, kleinen Büchsen und indischen Elefanten. Irgendwie wurde ihm warm ums Herz. Er selbst lebte gestylt, kühl, neukühl gar.

Es war behaglich warm, und Mainas Unbeholfenheit rührte ihn. Es kam eine einfache Konversation ins Rollen; wie ihm schien, litt die Inderin vor allem unter der hiesigen Kälte. Es war November, der Winter hatte sich bereits mit einem kurzen Schneeeinbruch gemeldet, nun war alles feucht, klebrig und depressiv. Alle paar Minuten senkte Maina verlegen den Blick. In Hufnagels Innerstem begann sich etwas zu regen. Mainas zierliche Gestalt machte ihn völlig fertig. Sie war einfach angezogen, mit einem langen blauen Rock, und ihre kleinen Füsse steckten in Malonas bunten Pantoffeln. “Muss noch Hausaufgaben machen”, murrte Alina und verzog sich in ihr Zimmer. “I am so alone”, sagte Maina zu Hufnagel, “I am so alone”. Dieser wusste gerade nicht, wie er reagieren sollte, und ergriff intuitiv ihre Hand. Maina entzog sie ihm nicht, schenkte ihm dafür ein Zauberlächeln. “You are so kind to me”, sagte sie mit ihrer warmen Stimme, “I will give you my love”. Unter “love” verstand Maina natürlich nicht “sex”. Klar. Sie war ja in Assam verheiratet und würde ihren Mann niemals betrügen. “We can drink a coffee over there”, schlug Hufnagel vor und zeigte auf die Couch. Er ging vor Maina her in die Küche, setzte Kaffeewasser auf und beobachtete sie aus dem Augenwinkel heraus.

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