Maina

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Maina

Maina

Anita Isiris

Er meldete sich am nächsten Morgen bei seiner Versicherung krank und klingelte um 10:00 Uhr bei Maina. Sie öffnete ihm mit nassen Haaren und sah betörend aus. Offenbar merkte sie nicht, dass ihre dunklen Brustwarzen durch die feine Seidenbluse hindurchschimmerten. “I will bring you to our botanic garden, you will see”, sagte er strahlend zu ihr und starrte so lange auf ihre Nippelchen, bis sie ein wenig zurückwich. “I have already had the first shower in my life”, sagte sie ernst zu ihm. “At home, we use some tin pans”. Mainas erste Dusche. Hufnagel mochte sich gar nicht erst vorstellen, wie sie sich soeben genussvoll mit Flüssigseife eingerieben hatte. Wie gerne wäre er dabei gewesen... Alina weilte in der Schule, sie würden also einige Stunden für sich allein haben. Bald darauf machte sich das ungleiche Paar auf den Weg zum botanischen Garten. Das Tropenhaus war rasch gefunden; es schlug ihnen eine unglaubliche Wärme entgegen, die Hufnagel sogleich den Atem verschlug. Er war noch nie hier gewesen und vermutete, dass die Welt vor Millionen Jahren wohl so ausgesehen haben musste – zu einer Zeit, als es noch Riesenskorpione, Megalibellen und Makromuscheln gab, Muscheln, zart, rosa und feucht wie Traumvulven, wie vielleicht Mainas Vagina. Hufnagel legte ihr wortlos den Arm um die Schultern und geleitete sie durchs Paradies. Tatsächlich ging die Rechnung auf: Maina erblühte. “This is my world, my home, my inner light”, schwärmte sie und begann vor Erregung immer rascher zu plappern. Hufnagel liess keine Minute von ihr ab und liess sie seine schwere Hand am Oberarm spüren. Er saugte ihren Duft ein, Mainas Duft, durchzogen mit dem Duft der Gummibäume und Bromelien. Kondenswasser tropfte ihm in den Hemdkragen, doch im war alles egal. Am liebsten hätte er sie hier genommen, mitten in den Riesenblättern, diese geile Inderin aus Assam, verheiratet, Mutter von drei Kindern. Aber Hufnagel beherrschte sich mit aller Kraft. Er wusste nur eins: Die Zeit im Bromelienhaus war beschränkt. Irgendwann einmal würde er mit seiner Maina in den kalten Novembertag hinaustreten müssen – mit nassem Hemdkragen. Die aufgeheizte Maina durfte auf keinen Fall abkühlen, bis sie die Intimität ihrer Wohnung erreicht hatten. Er würde Maina in Malonas Wohnung verführen; in seiner eigenen gestylten Bleibe würde sie sich womöglich in sich zurückziehen. Unter indischen Elefanten, Räucherstäbchen und mehrarmigen Göttinnen hingegen würde sie sein Kätzchen sein, sein federleichtes Liebesspielzeug. Er schlug Maina daher vor, auf eine Tasse Tee in einem der gemütlichen Freiburger Tea-Rooms zu verzichten und “straight away” nach Hause zu gehen. Er wärmte sie unterwegs, so gut es ging; Maina war fabelhafter Laune. Sie lachte viel, öffnete sich dem Himmel über ihr und der Erde unter ihr, war Eins mit dem Kosmos um sie herum. Sie gurrte, kicherte, gluckste und schmiegte sich eng an ihren neuen Vertrauten. Endlich erreichten sie ihre Wohnung. Hungrig waren beide nicht und begnügten sich mit ein paar Keksen. “I will give you my love”, sagte Maina unvermittelt und öffnete Hufnagel im wahrsten Sinne des Wortes Tür und Tor.

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