Ich brauchte es mal wieder.
Dieses Demo-Feeling. Das Eintauchen in eine Menge von Menschen, die fühlt wie ich. Die Gewissheit, dass ich noch nicht unentrinnbar in einem Horror-Sciencefiction Film angekommen bin, in dem leblos Maskierte das Leben beherrschen. Die Gewissheit des Normalen, des Natürlichen, Intelligenten, nicht Eingeschüchterten. Die Gewissheit, dass es Menschen gibt, die noch ihren normalen, natürlichen, liebevollen Trieben folgen.
Und deshalb fahre ich an diesem Samstag ganz spontan in eine kleine bayerische Stadt, ich reserviere mir ein Hotel, denn ich möchte auch abends noch an der Menschenkette teilnehmen. Da ich nur mit einem retro Handy ausgestattet bin, frage ich den Rezeptionisten nach dem Veranstaltungsort, er will wissen, wo ich da genau hinwolle. Ich schaue ihn nur an, ich habe Angst, ihm zu sagen, dass ich zur Anti-Corona-Maßnahmen Demo will. Ich frage lieber, und wie komme ich in die Stadt? Da gehen Sie einfach hier rechts den Weg lang, und wenn Sie zum Festplatz wollen, rufe ich Ihnen gerne ein Taxi. Passt schon, sage ich.
Das stimmt auch, denn ich suche als erstes den geplanten Autocorso. Das alles ohne Smartphone und Telegram, aber in diesem kleinen Ort wird es ja nicht so viele Möglichkeiten geben. Ich muss durch die kleine Fußgängerzone gehen und bin erschüttert. Hier herrscht Maskenpflicht und alle halten sich daran. Seltsam, dass dies in diesem Provinz-Ambiente noch schrecklicher wirkt als in München, wobei ich dort ja bisher die Stadt gemieden habe, seit es Maskenpflicht unter freiem Himmel gibt. Es ist einfach zu irre, zu bekloppt, zu sinnlos. Hier in dieser Kleinstadt, ich muss es zu meiner Schande gestehen, ziehe auch ich auf dem kurzen Weg durch die kurze Fußgängerzone die Maske auf. Es ist ein grauenhaftes Gefühl, ein Sklavengefühl. Zum Glück bin ich schnell am anderen Ende und sehe einen Polzisten. Ohne Maske, denn er steht auf der anderen Straßenseite.
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