Manuel

„Du glaubst mir ja doch nicht, dass es ihm gutgeht!“, antwortete die Purserin. „Geh hin und rede selbst mit ihm.“
Die Pilotin wollte den Eltern gegenüber nicht aufdringlich erscheinen, entschloss sich dann aber doch Manuel aufzusuchen. „Hallo Olivia!“, trötete dieser, als er sie erspähte.
Befreit lächelnd stellte Liv eher rhetorisch fest: „Dir geht es gut?“
„Musst Du nicht das Flugzeug fliegen?“, stellte der Junge als Gegenfrage. Olivia erklärte dem fast Sechsjährigen, dass da noch ein zweiter Pilot im Cockpit sitzt. „und wenn keine schwierigen Manöver anstehen, dann kann das Flugzeug, mit dem Autopilot, auch allein fliegen.

*****

Nach dem Abendessen saßen Olivia und Nelli an der Hotelbar. Beim Einchecken entschlossen sich die Freundinnen, ihre beiden Einzelzimmer zu einem Doppelzimmer umzubuchen. Manuel und die laufende Operation zerrten doch an den Nerven.
Da der Rückflug erst am übernächsten Tag stattfinden würde, gestattete sich auch die Pilotin ein Glas Wein. Sie kamen ins Gespräch mit zwei Männern. Ein Deutscher, ein Schweizer. Dem Anschein nach Geschäftsleute im Alter 40+. Man redete über dies und jenes. Ein paar schräge Witze wurden gerissen und man sprach kurz das Thema „Manuel“ und Herztransplantation an. Inzwischen gesellte sich auch der First Officer, Matthias Vogel, dazu. Man war sich sympathisch und alle einigten sich bald schon auf das persönliche „Du“. Küsschen erlaubten beide Ladies nur auf die Wangen. Vor allem der Schweizer, Emil, brachte gute Stimmung in die Runde. Noch vor Mitternacht verabschiedete sich dann Matthias, Olivias Copilot, wegen Müdigkeit in Richtung Bett.
„Wir trinken doch noch eins?“, fragte Emil in die Runde. „Obwohl wir doch viel lieber mit …“. Er brach mitten im Satz ab und schwenkte um: „Ach, lassen wir das! Es wäre zu schön!“
Cornelia Sonnleithner, Nelli, deutete mit dem Kopf Olivia irgendetwas an. Liv grinste und nickte.
„Du bist dabei?“ versicherte sich die Flugbegleiterin flüsternd. Und als Olivia nickte, meinte sie: „Ich war mir nicht so ganz sicher…“