Manuel

Olivia antwortete: ‚Ja, so der Plan…!‘
‚Dann viel Spaß! Kuss M‘
„Ich geh’ mal kurz …“ Mit diesen Worten verschwand der Schweizer im Badezimmer. Und weil Liv noch mit ihrem Smartphone beschäftigt war, gingen Markus und die Purserin schon mal in den Clinch. Soll heißen, die beiden näherten sich mit Küssen an.
„Was ist mit Dir?“ Nelli war aufgefallen, dass ihre Freundin ganz nachdenklich ihr Telefon betrachtete.
Olivia drehte das Display so, dass die Purserin das Bild erkennen konnte. „Wie es ihm wohl gerade geht?“ Das Foto zeigte Manuel im Pilotensitz.
„Dein Junge?“, brachte sich Markus in das Gespräch ein.
Olivia verneinte. „Aber er war der Grund, heute herzufliegen.“
Emil war aus dem Bad zurück und warf auch einen kurzen Blick auf das Display.
„Dein Sohn?“, vermutete auch er.
Wieder schüttelte Liv den Kopf.
„Vor euch steht die mit Abstand mutigste Pilotin unserer Airline“, erklärte Nelli den beiden Männern. „Wir waren heute die einzige Maschine, die in München gestartet ist. Und auch nur, weil unsere Pilotin das Wagnis eingegangen ist, trotz des schlechten Wetters und der eindringlichen Warnung des Flughafens, loszufliegen.
Unser Chef hat einen ganz besonderen Draht zu Olivia. Er vertraut ihr blind. Und wenn sie sagt, sie kann das, dann weiß er, dass sie das kann. Und wenn alles gutgeht, hat sie dem Jungen mit diesem Flug das Leben gerettet.“
„Jetzt übertreib mal nicht …!“ So viel Lobhudelei wollte Liv nicht hören.
„Ich glaub, ich kann das heute nicht …“ Olivia meinte, sie könne jetzt nicht mit einem Mann ins Bett gehen und vögeln. Denn sie würde mit dem Kopf ganz woanders sein.
„Dieser kleine Junge, gerade einmal 5 Jahre alt, kämpft momentan bei einer Herztransplantation um sein Leben! Ich kann meine Gedanken daran nicht einfach so beiseiteschieben. Er war bei mir im Cockpit und wirkte so lebensfroh …!“ Olivias Hände, die das Telefon hielten, zitterten. Sie war den Tränen nahe.