Keizon war ein Gestaltwandler, eine seltsame, geheimnisumwitterte Spezies, deren Existenz viele für ein Gerücht oder eine Legende hielten. Doch es gab sie, auch wenn nur wenige ihrer Art existierten.
Gestaltwandler waren eine Laune der Natur, ein Experiment der Evolution. Doch für ihre Fähigkeit, sich in nahezu jedes andere Lebewesen von annähernd gleicher Größe zu verwandeln, bezahlten sie einen hohen Preis: Von ihrem eigenen Heimatplaneten vertrieben, galten sie auf nahezu allen bewohnten Welten als „unerwünschte Spezies„. Niemand wollte ein Wesen in seiner Nähe, von dem er nicht sicher sein konnte, ob in ihm wirklich die Persönlichkeit steckte, die es nach außen verkörperte. Gerüchte kursierten, dass Gestaltwandler andere Wesen beseitigt, deren Gestalt angenommen und sich an ihrer Stelle ein angenehmes Leben gemacht hatten. So kam es, dass Wandler auf vielen Welten verfolgt und – sofern man ihrer habhaft wurde – getötet wurden.
Da die Natur sie außerdem nur mit einer vergleichsweise geringen Fortpflanzungsrate ausgestattet hatte – Gestaltwandler konnten sich nur reproduzieren, wenn sie im Laufe ihres Lebens genau zum richtigen Zeitpunkt mit dem richtigen Partner am richtigen Ort waren! – ging ihre Zahl im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zurück. Eine aussterbende Spezies.
Keizon hatte sich mit all dem abgefunden. Da seine Eltern zum Zeitpunkt seiner Zeugung schon in Menschengestalt unter Menschen lebten, war auch er als Mensch geboren worden. In Wahrheit hatte er erst sehr spät erfahren, dass er kein Mensch war und seine gestaltwandlerischen Fähigkeiten mühsam lernen und trainieren müssen. Und seine Eltern hatten ihm zugleich damit eingeschärft, diese Fähigkeiten um jeden Preis vor seiner Umwelt zu verbergen.
Dann waren sie gestorben, und Keizon war auf sich allein gestellt.
Mara
14 9-15 Minuten 0 Kommentare
Mara
Zugriffe gesamt: 5412
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.