Und nun lebte er schon so lange in humanoider Gestalt unter Menschen, dass er manchmal seine Andersartigkeit vergaß und sich fast selber wie ein Mensch fühlte.
Als Arzt kümmerte Keizon sich um die körperliche Leistungsfähigkeit der Schiffsbesatzung. Als Psychologe bemühte er sich um ihre psychische Stabilität – keine leichte Aufgabe, wenn ein bunt zusammen gewürfelter Haufen wie eine Raumschiffcrew über Wochen und Monate auf engstem Raum zusammengepfercht miteinander unterwegs ist. Seine, ihm angeborene Fähigkeit, sich in die Psyche anderer Wesen einzufühlen, sie sozusagen „von innen heraus„ zu erfassen (um sie dann – so er das wollte – zusammen mit der äußeren Erscheinung nachzubilden), kam ihm da sehr gelegen. Und er missbrauchte sie nicht, auch wenn ihm das möglich gewesen wäre. Denn so wie er in der Psyche anderer Lebewesen lesen konnte, hätte er auch in sie hinein schreiben können, hätte seine Gedanken in sie hinein legen, sie so manipulieren können. Doch eine genetisch geprägte Hemmschwelle bewahrte ihn davor, das zu tun. Und so genoss er den Respekt und das Vertrauen der gesamten Schiffsbesatzung – auch wenn niemand zu sagen gewusst hätte, warum das so war.
Mara bildete da keine Ausnahme. Von Anfang hatte der groß gewachsene, schwer einzuschätzende, stille Schiffsarzt sie fasziniert: seine ruhige Gelassenheit, seine unaufdringliche Kompetenz, sein feiner Humor und – natürlich! – auch sein attraktives Erscheinungsbild. Je länger sie unterwegs waren, desto attraktiver schien er zu werden: das Haar eine Spur dunkler, die Augen einen Hauch schmaler, die Gesichtszüge ein wenig markanter, die körperliche Statur etwas größer, kräftiger, muskulöser als bei ihrer ersten Begegnung an Bord. Ganz so, wie sie sich ihren „Traummann„ vorstellte.
Nichts davon nahm Mara bewusst wahr, aber unbewusst reagierte sie darauf, fühlte sich mehr und mehr zu Keizon hingezogen.
Mara
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