Marco Serafino und die Bäckerstochter

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Marco Serafino und die Bäckerstochter

Marco Serafino und die Bäckerstochter

Anita Isiris

Mariateresa trug ein atemberaubendes schwarzes Kleid, das ihre Knöchel umspielte, und ein kleines rotes Jackett kontrastierte mit dem dunklen Haar. Fast hätte ich sie berührt, so begeistert war ich von ihrem Charisma, das sie sogar ausstrahlte, während sie vor mir das Zimmer betrat – aber ich bin ein hochanständiger Mann und hütete mich, ihr zu nahe zu treten. Mariateresa sollte sich trotz meiner offensichtlichen Armut wohl fühlen. Wir hatten ein hartes Stück Arbeit vor uns. Mein Dachfenster gibt den Blick auf drei grosse, alte Pappeln frei, und das war der erste Kommentar, den sie in meinem Zimmer äusserte. «Che bello…», sagte sie ergriffen, wandte sich zu mir um und strahlte mich an. Ich muss gestehen: Ich war wie gelähmt, aber ich meisterte meine Aufregung und bat sie, auf dem Diwan Platz zu nehmen, während ich die Farben zu mischen begann. Ich drückte ihr ein «Bicchiere d’acqua» in die Hand und genoss den Anblick dieser Frau auf dem smaragdgrünen Tuch, das Falten warf und die Sonnenstrahlen aufnahm.

Dann konzentrierte ich mich ganz auf die Farben, das Schwarz, das Rot, das Mischen des Hauttons, der sich, wie bereits gesagt, nur schwerlich einer bekannten Kategorie zuordnen lässt. Die Zeit verflog, und die Bäckerstochter sass geduldig auf dem Diwan und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Dann war ich allmählich bereit. Ich verfüge über drei Pinsel in verschiedenen Stärken, einen für die Grobskizzen, einen für Einzelfiguren und einen für Details, die das Licht etwa auf Kirchenfenster oder Bäume zauberte. Etwas Anderes hatte ich ja noch nie gemalt. Dann stutzte ich. Bisher hatte ich Mariateresa im Seitenblick wahrnehmen können, ruhig auf dem Diwan sitzend, aber jetzt war sie verschwunden. Ich vernahm nur leise Schritte. Ich wischte mir den Schweiss von der Stirn und wusste, dass ich meine Farbmischungen keine Sekunde sich selbst überlassen durfte.

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